5 Wölfe · Anthologie · Leseempfehlung · Rezension

“Like a (bad) dream” – Juliane Seidel und 18 weitere Autoren

©Klappentext, Cover & Zitat: Juliane Seidel

 

Ebook: 6,99 / Taschenbuch: 15,00

Seitenzahl: 467

Verlag: Selfpublished

Release: 28. März 2019

Genre: Romance, Contemporary, Drama, Fantasy

Klappentext:

Der Blog Like a Dream wird erwachsen – ein Grund für 18 Autor*innen, sich erneut für eine Benefizanthologie zusammenzufinden.

Wo bleiben Träume, wenn man im Copacabana Palace ums Überleben kämpft, einen Nix trifft oder seinen Auftragskiller kennenlernt? Wie befreit man seinen Geliebten aus einem Albtraum, stellt sich lange unterdrückten Sehnsüchten oder wird mit einem Dämon fertig?

18 mitreißende Geschichten voller (Alb)Träume, mal hoffnungsvoll und romantisch, mal düster und nachdenklich, zwischen Gegenwart, fernen Welten und Vergangenheit.

Der komplette Erlös geht an vielbunt e.V., die damit queeren Flüchtlingen unbürokratisch und schnell helfen.

Mit Beiträgen von: Elea Brandt, Barbara Corsten, Carmilla DeWinter, Jona Dreyer, Annette Juretzki, Svea Lundberg, Jobst Mahrenholz, Tanja Meurer, Jannis Plastargias, Thomas Pregel, Chris P. Rolls, S. B. Sasori, Elisa Schwarz, Juliane Seidel, Dima von Seelenburg, Dennis Stephan, J. Walther und T. A. Wegberg.

Eigene Meinung:

Da es sich hierbei um eine Sammlung an Kurzgeschichten handelt, möchte ich zu jeder einzelnen etwas sagen, damit ihr euch ein kleines Bild davon machen könnt. Die Sammlung besteht aus 19 unterschiedlichen Geschichten von 19 unterschiedlichen Autoren und das fand ich wirklich spannend, weil sich jede Geschichte von den anderen unterscheidet. Es ist quasi für jeden was dabei. “Albträume” und “18 Jahre” diese beiden Schlagworte bekamen die Autoren als Vorlage für ihre Geschichten, somit solltet ihr euch auch auf die ein oder andere eher unangenehme Geschichte einstellen. Obwohl nicht jeder Albtraum schlecht enden muss.

1. “Achtzehn Gründe” – S.B. Sasori

Eine wirklich schöne Geschichte über einen Neuanfang. Die erste Geschichte dieser Anthologie geht einem wortwörtlich unter die Haut. Phillip Lettner, ein Millionär, scheint Harke, den Auftragsmörder, der auf ihn angesetzt wurde, schon erwartet zu haben. Phillip sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben, doch dann taucht Harke auf, der viel mehr bringt, als den gewünschten Tod. 18 Mal soll Harke ihm das geben, wonach sich Phillip schon immer gesehnt hat, danach soll er sterben. Aber was macht man, wenn plötzlich doch Gefühle im Spiel sind. Eine wirklich bewegende Geschichte darüber, wie das Leben manchmal laufen kann, auch wenn man es längst aufgegeben hat. Man verfolgt gespannt die Zeilen bis zum Schluss und bleibt mit pochendem Herzen und weiten Augen sitzen und kann nicht glauben, was man liest. Für mich war das Ende unerwartet und die Autorin hat mich durch ihren angenehmen Schreibstil und durch die überraschende Wendung überzeugt.  >>”Und immer wieder eins”<<

2. “Muskelspiele” – Dima von Seelenburg

Bei dem Titel der Geschichte dachte ich erst an Bodybuilding oder Ähnliches, doch ich lag auf dem Holzweg. Wenn man die wirkliche Bedeutung des Titels erfährt, entpuppt es sich als Albtraum.  Hans ist den Streit mit seiner Mutter um das Erbe leid, doch endlich scheint sich alles geregelt zu haben, bis er im Urlaub eine interessante Bekanntschaft macht, die jedoch was ganz anderes im Schilde führt, was Hans bisher gedacht hat. Die Geschichte ist spannend und flüssig geschrieben und zeigt, wie selbst Familie nur wegen Geld zerbricht. Intrigen und ein vermeintlich sexueller Anreiz, der sich als wahren Albtraum entpuppt. Man hofft noch bis zum Ende, dass es nicht so kommen mag, wie es doch den Eindruck macht, doch letztendlich…. Ich kannte bisher leider noch keine Bücher des Autors aber ich denke nach dieser Kurzgeschichte landen einige auf der Liste :). >>Plötzlich erstarrt auch meine Seele in diesem bewegungsunfähigen Körper.<<

3. “Copacabana Palace” – Jobst Mahrenholz

Eine Fotodokumentation hat den Autor zu dieser Geschichte inspiriert und ich muss sagen, nach Beendigung der Geschichte war ich einfach nur noch erschüttert. Ich kannte bisher nur aus anderen Anthologien Geschichten des Autors und wusste zum Glück, was mich erwarten könnte, dennoch ließ mich die Geschichte sprachlos zurück. Man denkt nach und möchte am liebsten doch alles wieder vergessen, weil es so unfassbar erscheint. Der Autor hat eine ganz eigene Art zu schreiben, durch abgehackte und nur einzelne Sätze werden die Hilflosigkeit aber auch die Resignation des Protagonisten Jaromir deutlich gemacht und hinterlassen so einen beeindruckenden Eindruck. Jaromirs Geschichte erzählt von Drogen, Alkohol und Prostitution, da er in seinem auswegslosen Leben keine anderen Möglichkeiten sieht um sein Leben zu gestalten. Das Ende ist also so gesehen zumindest für ihn ein gutes Ende. Was mich total faszinierte, war diese Emotionslosigkeit von Jaromir, er nimmt alles so hin, wie es ist, es ist einfach so. Zum einen geht es einem dadurch selbst nicht so nahe und man bekommt beinahe eine „ist doch egal“ – Einstellung auf der anderen Seite macht es das ganze nur noch krasser. So denken die Menschen dort wirklich. Eine Geschichte die einen nicht nur nachdenklich, sondern dankbar für das eigene, im Grunde behütete Leben zurücklässt. >>Mehr Zeit bleibt mir nicht, sie dir zu schenken.<<

4. “Wunschlos verliebt” –  T.A. Wegberg

Wenn du das Gefühl hast, du bist anders aber weißt nicht warum. So geht es dem Protagonisten in dieser Kurzgeschichte. Er fühlt sich so anders aber weiß nicht warum, hat nicht diesselben Bedürfnisse wie andere, was ihm Schwierigkeiten macht, jemanden für eine Beziehung zu finden. Doch dann trifft er jemanden, der scheinbar genauso ist wie er. Auf einfühlsame Art bringt der Autor hier ein Thema näher, mit dem sich der ein oder andere vielleicht sogar identifizieren kann. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig und bringt einem die Gefühle des Protagonisten sehr nahe, wie er über das Leben und sich denkt. Diese Geschichte ist definitiv was fürs Herz, sie ist gefühlvoll und liebevoll erzählt und bringt einem den Portagonisten und dessen Denken sehr nahe. >>Wir hatten einander soeben erst gefunden.<<

5. “Die Süße des Kusses” – Elisa Schwarz

Eine Beziehung, die zu einer Zeit entsteht, in der Homosexualität noch nicht wirklich anerkannt und homosexuelle Handlungen verboten sind und wir erleben mit Cedric und Andre den Tag, an dem es offiziell heißt, dass die Strafverfolgung abgeschafft wird. Wir erleben eine 18 Jahre anhaltende Beziehung, von ihrem Beginn, ihrem doch recht glücklichen Verlauf bis hin zu dem durch eine Krankheit herbeigerufenen Ende. Die Autorin erzählt uns auf einfühlsame Weise die Geschichte der beiden, die einem wirklich sehr ans Herz geht. Zwar endet sie für den einen vielleicht sehr dramatisch, doch letztendlich ist es ein schönes Ende. Der letzte Teil wo Cedric Andre folgt war für diesen befreiend, denn nichts hat ihn mehr gehalten ist, dann aber wieder mit Andre vereint. Eine wirklich rührende Geschichte über eine Liebe, die wirklich alles übersteht. >>Für immer vereint.<<

6. “Traummann” – Chris P. Rolls

Diese Geschichte rührt einen zu Tränen. Mit Hilfe eines Briefes erzählt Dennis seinem Verlobten Patrick sein ganzes Leben, er schreibt ihm Dinge, die er in all den 18 Jahren, in der sie nun zusammen sind, nie erzählt hat, nie konnte und Patrick hatte bisher nie nachgefragt. Doch vor ihrem großen Tag möchte Dennis Patrick endlich alles anvertrauen und tut dies durch einen wirklich rührenden und bewegenden Brief, der einem unter die Haut geht. Keine Akzeptanz seiner Sexualität, Drogensucht und Prostitution all das kann er Patrick endlich anvertrauen, endlich traut er sich und geht diesen Schritt. Patricks Reaktion rührt einen erst recht zu Tränen. Eine wundervolle, berührende Geschichte über die Liebe, die alles überwinden kann. >>Vielleicht, ganz vielleicht, kann mein ein “Ich liebe dich” darin vernehmen.<<

7. “Der bärtige Seemann, der gar keiner war” – Dennis Stephan

Eine Geschichte über einen wunderschönen zaghaften Beginn einer eventuellen Beziehung, die durch einen Satz zunichte gemacht wird. Ich hatte anfangs ein bisschen Schwierigkeiten rein zu kommen. Aber nachdem man sich doch an den Schreibstil gewöhnt hat und immer mehr in die Geschichte reinfindet, hinterlässt sie einen besonderen Eindruck. “Es hätte sein können..” “Was wäre wenn”, mehr wird es wohl niemals sein. Dieser eine Satz, der eine unerwartete Wendung in die Geschichte bringt, lässt einen ungläubig zurück. Zwei Männer die Fremde waren und bleiben? Eine endgültige Entscheidung, die sich wohl nie ändern wird?! >>Versiegelt von einem halbvollbrachten Kuss und einem Versprechen, das sie offenbar eine anderen gemacht hatten.<<

8. “Mit wem er will” – J. Walther

Es gibt Arten eine Beziehung zu führen, die sich nur wenige Menschen vorstellen können. Doch der Protagonist in dieser Geschichte gehört zu diesen wenigen. Sein Partner ist bei Freunden, und “er” ist alleine zurück geblieben, da alles von Schnee befreit werden muss. Er fühlt sich im Stich gelassen, sodass die Geschichte einen ersten negativen Eindruck hinterlässt, doch im Laufe der Geschichte erfährt man das eigentlich Problem und dann erlebt “er” beim Schneeschippen eine unerwartete, herzerwärmende Überraschung. Der Schreibstil hat einen ganz mitgenommen, weil er so abgehackt war aber auch flüssig. Es zeigt wie „Er“ denkt und wie er sich fühlt und macht den Moment des Wiedersehens sehr einprägend und bewegend. Es zeigt, wie stark Liebe wirklich sein kann und dass man manchmal von seinem Partner falsch denkt und immer wieder überrascht werden kann. >>Mit dem, den er will.<<

9. “Le Fantasme” – Svea Lundberg

Was macht man, wenn da noch jemand anderes in einem ist? Und dieser jemand stellt dein ganzes Leben vollkommen auf den Kopf, du weißt nicht mehr, was wahr ist und was nicht. So ergeht es dem Protagonsiten in dieser Kurzgeschichte. Anfangs ist man als Leser verwirrt, weil “er” ist Levi hält sich für Marco oder ist er vielleicht doch wer ganz anderes. Doch ich denke, das war die Intention dahinter, durch den verworrenen Schreibstil kann der Leser grob nachvollziehen, wie sich der Protagnist fühlt und bleibt nach der Geschichte nachdenklich zurück. Die Autorin hat sich authentisch mit dem Thema auseinander gesetzt und bringt besonders durch den ungewöhnlichen Schreibstil die nötige Stimmung rüber. >>Ich wollte doch nur endlich alleine sein.<<

Kai Brodersen (1966-2018) hätte eigentlich auch an dieser Stelle eine Geschichte beigetragen, doch leider ist er vorher verstorben, dennoch möchte ich ihm, wie in der Anthologie seinen Platz geben.

10. “Baum und Brunnen” – Carmilla DeWinter

Ein geheimnisumwogener Brunnen, der mehr in sich birgt, als man auf den ersten Blick glaubt. Chris ist mit seinem Leben unzufrieden und fragt sich, wie es nun weiter gehen soll. Der Besuch bei dem Brunnen lässt ihn über all das nochmal nachdenken und durch eine unerwartete Begegnung wird er sich bewusst, dass er sich nun was ganz anderes in seinem Leben wünscht. Die Autorin schafft bewegende Momente und lässt einen mit einem Schmunzeln zurück. Zwar ist das Ende eher offen, doch wenn man genau aufgepasst hat, weiß man im Grunde, wie es weiter geht und der Schlussgedanke ist genau richtig gesetzt. Der Ort an den sich Chris zurück zieht, ist malerisch beschrieben, sodass man die Ruhe beim Lesen spürt und sich gänzlich in der Erzählung verliert. >>Die Uhr tauchte nicht wieder auf.<<

11. “Alypos” – Annette Juretzki

Bis zum letzten Satz, hofft man, es möge sich um keine Halluzination handeln, der Leszek in seinem Raumschiff erliegt. Welche Gedanken macht sich ein Mensch in den letzten Minuten oder auch Stunden seines Lebens? Puh schwere Kost aber gut geschrieben und fesselnd bis zum letzten Satz, der einem entgültig die Hoffnung nimmt. Mit dieser Geschichte kommen auch SciFi Liebhaber auf ihre Kosten, da sich Leszek im Weltall befindet und die restlichen Stunden über sein Leben nachdenkt, da sein Raumschiff wohl nicht mehr genügend Sauerstoff bereithält. Plötzlich taucht ein weiterer Mann auf, ist er die erhoffte Rettung oder doch eher ein Hirngespinst? Der Anfang war leider etwas langezogen, doch ab dem Moment, wo der zweite Mann auftaucht, ist man von der Geschichte gefesselt. Die Autorin hat auf jeden Fall ein Talent für futuristische Geschichten mit SciFi Elementen. >>Wem gehörte der Tod?<<

12. “Puppet” – Elea Brandt

Sie heißen Puppets und sind menschenähnliche Androiden, zu denen gehört auch Lex, der seinen Körper anbieten muss. Doch als sein Lieblingskunde wieder auftaucht, geschieht etwas völlig unerwartetes und Noah erklärt ihm Dinge, die nicht wahr sein können, doch umso mehr er von Noah erfährt, umso mehr wird ihm bewusst, dass da eventuell doch mehr hinter steckt, als ihm je bewusst war. Er muss feststellen, dass sein bisheriges Leben nicht das war, was er geglaubt hatte und dass auch Noah eine ganz entscheidende Rolle spielt. Mit Spannung verfolgt man, wie Lex  die Wahrheit über sein Leben rausfindet und wie er vor seinem alten flieht. Gelingt es ihm? Gelingt es Noah ihn zu überzeugen? Eine Kurzgeschichte dessen Grundidee gut in einen Roman umgesetzt werden könnte und wer weiß ;)…. auf jeden Fall eine sehr interessante und unglaublich spannende Geschichte, mit zwei Charakteren, deren erzähltes Leben einem wirklich ans Herz geht. >>Verdammt, ich muss ihn nur ansehen, und sofort will ich ihm vertrauen.<<

13.  “Die Schlangengrube” – Thomas Pregel

Anfangs könnte man meinen, die Geschichte drehe sich um BDSM und man ist schon ganz gespannt, wie es ausgeht, doch je weiter man liest, umso mehr entpuppt es sich als wahren Albtraum. Und kaum erwacht der Protagonsit aus diesem, landet er im nächsten. Was ist, wenn Homosexualität als Krankheit angesehen wird und Wissenschaftler durch skurille aber auch brutale Methoden diese auszumerzen versuchen. Mein erster Gedanke nach Beendigung der Geschichte war Homoheilung oder Nazis. Diese Geschichte zeigt, zu was Menschen fähig sind und ich wette sowas gibt es auf der Welt tatsächlich, irgendwo auf die ein oder andere Art und das macht einen so unfassbar traurig. Der Schreibstil war sehr gut, flüssig zu lesen und der Autor hat außergewöhnliche aber auch verstörende Bilder gezeichnet, die einen nicht mehr loslassen und man fragt sich im Nachhinein noch immer, was genau man da gelesen hat, doch gleichzeitig zeigen sie einem dadurch die verstörende Aussage und zeigen dem Leser, was der Protagonist empfindet. >>Wie hat es nur so weit kommen können?<<

14. “Meins” – Barbara Corsten

Ein myteriöses Haus, zwei Seelen die nach langer Zeit endlich zueinander finden, Dämonen und Wächter, all das erwartet uns in dieser Kurzgeschichte. Am meisten bewegt hat mich die Beziehung von Mic und Leon. Mic gesteht Leon endlich, was er empfindet und beide wollen den Schritt nach all den Jahren und vergangenen erfolglosen Beziehungen mit anderen Männern es endlich wagen, doch kaum haben sie das geschafft, erwartet sie die nächste viel bedrohlichere Herausforderung. Die Geschichte ist trotz religiöser Einflüsse spannend umgesetzt und fesselt einen bis zum Schluss. Gerade die geheimnissvollen aber auch unheimlichen Geschehnisse sind so bildhaft geschrieben, dass man selbst den kalten Atem im Nacken spürt und eine Gänsehaut bekommt. >>Und du hast nie gemerkt, dass ich weit mehr sein will als nur ein guter Freund?<<

15. “Zwillingsturm” – Juliane Seidel

Eine spannende Geschichte über einen tür-und fensterlosen Turm, der einen im ersten Moment an Rapunzel erinnnert, bewacht von mehreren Kriegern, darunter Nazar, der nach einer erfolgreichen Nacht auf einen jungen Mann namens Kiama trifft, der ihm plötzlich über die eigentliche Bedeutung des Turmes aufklärt. Am Anfang dachte ich, es würde jemand im Koma liegen, was auch ungefähr der Fall ist, doch es ist viel magischer. Zu den beiden gibt es in anderen Anthologien noch weitere Kurzgeschichten, doch diese hier kann man auchunabhängig von diesen lesen. Mit Spannung verfolgt man die Kämpfe und Nazars langsam wachsende Erkenntnis. Eine berührende Geschichte über die Stärke der Liebe und welche Opfer man dafür bringt. Die Überlegung zu einem Roman steht und lesenswert ist er nach dieser Geschichte allemal. >>Du hast ihm bereits im Traum die Wahrheit gesagt?<<

16. “Bestie” – Tanja Meurer

Mit dieser Geschichte hatte ich leider so meine Schwierigkeiten, mir war der Schreibstil ein bisschen zu konfus und manche Geschehnisse konnte ich nicht wirklich verfolgen und nachvollziehen, zum Ende blieben auch noch einige Fragen offen, die ich zumindest in der Leserunde klären konnte, was allerdings nicht der Fall sein sollte. Auch zu dieser Geschichte gibt es weitere Kurzgeschichten, doch hier hatte man eher das Gefühl, dass es besser gewesen wäre, diese vorher zu kennen. Krieg ist, wie jeder weiß, nichts für schwache Nerven und grausam, hier wird auf ungeschönte und auch direkte Art deutlich gemacht, was es mit einen machen kann. Konrad kommt mit den psychischen Folgen des Krieges nicht klar und verdrängt einige Geschehnisse, projeziert diese auf seinen Freund Heinrich, dem er all die brutalen Taten eher zutraut. Ihn beschleicht eine Angst vor seinen Freund, doch am Ende kommt alles anders als man denkt. Die Geschichte birgt etwas Fantastisches, doch leider ist es nicht wirklich ersichtlich. Es war für mich leider vieles nicht erkennbar aber eventuell geht es nur mir so :). >>Egal… es war egal, denn seine Mähe linderte jede Schuld.<<

17. ” Der Geschmack des Kusses” – Jannis Plastargias

Ein wissbegieriger Enkel, ein missglücktes Referat über die Vorbilder und eine Liebe, die sogar die Zeit überwindet. Eine Geschichte die wunderbar in die heutige Zeit passt und wie aus dem realen Leben gehriffen scheint. Zwei Großväter die ihrem Enkel, ihre Lebensgeschichte erzählen, so wie es jede Großeltern tun würden, sie werden zu Helden für ihn, die für ihre Rechte gekämpft  und sich durch eine schwere Zeit geschlagen haben. Berührend hat der Autor einem die Geschichte der drei nahe gebracht und man musste bei so viel Liebe sich zusammen reißen, um nicht zu weinen. Welche schwulen Bewegungen gab es, welche Demos, in all das bekommt man auf bewegende Weise einene Einblick. Eine meiner Lieblingsgeschichten, da sie in das heutige Leben projeziert werden könnte. >>Dir begegnete Böses und du hast mit Liebe und Verständnis reagiert.<<

18. “18 Jahre später” – Jona Dreyer

Eine weitere Geschichte, die wie aus dem Leben gegriffen scheint. Eine Einladung zu einem Klassentreffen und die Entscheidung dieser wirklich nach zu gehen, bringen Raphaels Leben in ganz andere Bahnen. Es ist eine wirklich gelungene Schlussgeschichte für diese Anthologie. Es ist schwer zu dem zu stehen, was oder wer man ist, manchmal braucht man seine Jahre, seine Zeit um endlich den gewagten Schritt zu gehen und sich auf etwas ein zu lassen, was das ganze Leben auf den Kopf stellen könnte. Till muss dennoch den gewissen Teil des Weges alleine gehen, dennoch ist man sich nach dem Beenden der Geschichte sicher, dass der Weg der beiden bald wieder zueinander finden und denselben Verlauf nehmen wird. >>Sie trennten sich mit dem Versprechen, aufeinander zuzugehen, anstatt voneinander wegzulaufen.

Eine Anthologie in der nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, die unterschiedlichste Gefühle wie, Trauer, Unverständnis, Bestürzung, Unglaube, sogar Verachtung aber auch Freude und Glück hervorruft. Es gibt offnene und nicht ganz so offene Enden, die einen genügend Platz für die eigene Fantasie lassen, doch hin und wieder ist es trotz der Offenheit ersichtlich, welches Ende das Ganze haben wird. Es werden ernste Themen wie: Homophobie, Mord, Prostitution, Schizophrenie, Verlust und weitere behandelt, die alle unterschiedlich verpackt wurden.

Es gibt Geschichten die zum Nachdenken aber auch zum Träumen anregen.

Kritik:

Für eher Zartbeseitete wird diese Anthologie wohl eher nichts sein, einige Geschichten könnten gelesen werden aber die sind eher selten. Da der Titel aber dies im Grunde schon verrät, sollte letztendlich jeder selbst entscheiden, ob er zu dem Buch greifen möchte oder nicht. Wie bei jeder Anthologie heißt es auch hier, nicht jede Geschichte kann jedem gefallen.

Fazit:

“Like a (bad) dream” ist eine gelungene Sammlung von Geschichten, die sich um die Begriffe “Albträume” und 18 Jahre” drehen. Jeder Autor ist diese unterschiedlich angegangen. Liebende Großväter, verstörende Experimente, besitzergreifende Dämonen, fremdgesteuerte Menschen, verlorene Jahre, bereute Taten, zeitüberwindende Liebe, hungrige Bestien, lebensverändernde Ratschläge, mystische Kreaturen, lebensgefärhliche Situationen, rührende Geständnisse, erschreckende Tatsachen, hinterlistige Intrigen, überraschende Wendungen, ein Wechselbad der Gefühle, all das erwartet uns in dieser Anthologie und ich finde, für jeden ist was dabei. Zwar ist es nicht wirklich was für Zartbeseitete, worauf man sich aber beim Titel schon drauf einstellen kann, dennoch sind einige Geschichten trotz dramatischen Vorereignissen etwas fürs Herz, andere leider widerrum nicht. Bei so einer Vielzahl an unterschiedlichen Autoren prallen unterschiedliche Erzählweisen und Schreibstile aufeinander, so wird einem eine Geschichte mehr eine andere weniger zumuten, einige kennt man schon, einige werden neu sein aber genau das macht für mich Anthologien immer wieder aus. Man trifft auf eine bunte Vielzahl an Geschichten, die einen verzaubern, berühren, zu Tränen rühren, bewegen, sprachlos zurücklassen, ungläubig den Kopf schütteln lassen, überrascht nach Luft schnappen lassen, nachdenklich machen, einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern, das Herz schweben oder fallen lassen oder einfach mit einem wohlig warmen Gefühl zurücklassen. Diese Anthologie hat alles auf einmal geschafft :).
Diese Anthologie dient allerdings auch dem guten Zweck, denn alle Einnahmen werden an den Verein “vielbunt e.V.” gespendet.

 

 

 

 

 

 

 

Ein Kommentar zu „“Like a (bad) dream” – Juliane Seidel und 18 weitere Autoren

  1. Hallo Yuura,

    auch an dieser Stelle vielen Dank für die tolle, ausführliche Rezension und die ehrliche Kritik. Wir freuen uns sehr, dass dir die Anthologie so gut gefallen hat.

    Viele liebe Grüße,
    Juliane

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