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“#ichwillihnberühren” – OJ und ER

©Klappentext, Cover & Zitat: Ach Je Verlag

 

Ebook: 6,99 / Taschenbuch: 9,99/12,99

Seitenzahl: 172

Verlag: Ach Je Verlag

Release: 12. April 2019

Genre: Romance, Contemporary, Coming out

Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar bekommen, wofür ich mich nochmal ganz herzlich bedanken möchte, laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag unter “Werbung”.

Klappentext:

Ich (m) habe mich in meinen Kumpel verliebt und jetzt liegt er in Boxershorts neben mir im Bett. #ichwillihnberühren

Die Situation ist wirklich absurd: Nur mit Boxershorts bekleidet liegt sein Kumpel neben ihm im Bett und schaut TV. Er dagegen, äußerlich krampfhaft entspannt, konzentriert sich stur auf sein Handy, seine innere Anspannung ist kaum auszuhalten. Verständlich, denn seit über zwei Jahren ist er in genau diesen Kumpel verliebt. Ohne eine Ahnung, was dieser selbst fühlt, ohne Anhaltspunkte, ob auch er schwul ist.

Was tut man also? Wie findet man unauffällig heraus, ob diese Gefühle nur einseitig sind oder vielleicht doch erwidert werden? Wer liefert einem dafür hilfreiche Tipps? Eine unterhaltungssüchtige Online-Community bietet Zuflucht und gibt oft widersprüchliche Ratschläge. Oder ist alles von Anfang an nur Wunschdenken und der halbnackte Kumpel denkt sich nichts weiter dabei?

In den folgenden Tagen wird das Geschehen immer aufregender, das digitale Publikum immer größer und das Internet wird Zeuge eines romantischen Schauspiels.

Eine unheimlich schöne, wahre Geschichte des 21. Jahrhunderts über all das, was wirklich zählt.

Zitat:

“In was für einer Welt leben wir eigentlich, in der Menschen Angst haben müssen, sich eine einzufangen, wenn sie Gefühle zeigen?”
“Ich weiß nicht, ob er das mit Absicht macht, aber solche Sprüche von ihm sind schon echt krass niedlich.”
“Durch dieses schwere Atmen spüre ich mehr Zuneigung als er durch irgendeinen wilden Kuss hätte zeigen können.”
“Wenn du dich wie vorhin noch ein Mal für etwas entschuldigst, das mich so wahnsinnig macht, schlag ich dich.”

Eigene Meinung:

Ein als lediglich gemeinsame Fernsehnacht geplantes Treffen wird für OJ weithaus nervenaufreibender als er gedacht hatte, als sein Kumpel, in den er heimlich verliebt ist, nur in Boxershorts bekleidet neben ihm liegt und so tut als wäre es das Normalste der Welt. Doch für OJ ist es das ganz und gar nicht. Völlig mit der Situation überfordert, nicht wissend, was er tun soll, entscheidet er sich eine Online-Communitiy um Rat zu fragen. Durch ihren Zuspruch und die eintrudelnden Ratschläge wird er von Treffen zu Treffen mutiger.
Wir erleben die Geschichte von dem Augenblick an, als OJ mit IHM gemeinsam im Bett liegt und erleben alles hautnah. Bis wohin wir sie begleiten, findet ihr am besten selbst heraus ;).

Eine berührende, emotionale und mitreißende Geschichte über eine wahre Begebenheit, die man vor einiger Zeit sogar live mitverfolgen konnte. Nun kann man die Geschichte auch endlich als Buch nochmal mitverfolgen, vor allem wenn man sich gefragt hat, wie genau diese ausgegangen ist. Aber auch für diejenigen, die das Ganze nicht mitbekommen haben, so wie in meinem Fall, ist es dennoch ein sehr lesenswertes Buch über die Liebe und den Mut dazu zu stehen. Es erzählt über die wirren Gedanken, die man sich macht, wenn in jemanden vom gleichen Geschlecht verliebt ist, dass es so ganz anders ist, welche Ängste man zusätzlich hat, außer davor zurückgewiesen zu werden. Wir erfahren durch kleine Rückblicke, wann die beiden gemerkt haben, was sie für den anderen jeweils empfinden, wann sie es gemerkt haben, welcher Moment ausschlaggebend war.

OJ erzählt uns ganz unverblühmt seine Gedanken und Ängste, dadurch wird seine Unsicherheit noch deutlicher und bringt uns ihm noch näher. Mit Hilfe der Jodelgemeinschaft, deren Nachrichten teils ebenfalls in diesem Buch nieder geschrieben worden sind, schafft es OJ seine Ängste und Verunsicherungen ab zu legen um sich zu trauen weitere Schritte zu gehen. Die Schreibweise wirkt hin und wieder recht unbeholfen, Sätze werden nicht ganz beendet, es wiederholen sich Gedankengänge und einige Worte sind eher verworren, doch im Grunde macht es die Geschichte der beiden noch authentischer und sogar intimer. Diejenigen die das Ganze auf Jodel mitverfolgt haben und sich gefragt haben, was eigentlich OJs Freund (ER) sich die ganze Zeit über für Gedanken gemacht hat, erfährt dies nun auch endlich, wenn auch eher auf anderem Wege.

Während OJ dazu neigt von eigentlichen Dingen und Gedankengängen ab zu weichen, lockert ER das ganze durch seinen Charme und lockeren Sprüchen auf. Wir erfahren die Momente und Situationen von beiden Seiten. OJ erzählt uns alles ein bisschen detaillierter und analysiert die jeweiligen Situationen, macht sich dazu Gedanken, die hin und wieder ausschweifen und OJ sich immer wieder zum üblichen Punkt zurück bringen muss, was auf der einen Seite das Ganze unnötig in die Länge zieht, doch ich fand ihn dadurch sehr sympathisch, denn OJs Gedanken sind wie aus dem Leben gegriffen, so nachvollziehbar, man hätte sie selbst in so einer Situation denken können. ERs Seite wird vor allem durch Chatnachrichten zu einer Freundin erzählt, in der er ihr all die Geschehnisse berichtet. Durch diesen Wechsel der Erzählweise wird die Geschichte aufgelockert und macht es noch authentischer und wie aus dem Leben gegriffen. Es lässt uns an dem Ganzen noch direkter teilnehmen. Während wir an OJs Gedanken direkt teilnehmen können, behält ER durch die Nachrichten eine gewisse Anonymität, dennoch wirkt es dadurch noch lebensnaher.

Auch wenn der Schreibstil anfangs gewöhnungsbedürftig sein dürfte, findet man dennoch schnell herein. Für mich hat diese Art die Geschichte noch authentischer gemacht, was für auch den besonderen Reiz dieser Geschichte ausgemacht hat. Sie ist aus dem Leben gegriffen und wurde auch dementsprechend auf Papier gebracht. Die Geschichte ist auf die Jodelereignisse beschränkt, es gibt kleine Rückblicke und man erfährt, wie es ausgegangen ist, doch mehr braucht man auch nicht. Die Geschichte um OJ und seinem Freund ist eine bewegende und berührende Liebesgeschichte, die einem unter die Haut geht und sogar ein wenig zurück lässt, da OJs Gedanken auch von einem selbst stammen könnten.

Kritik:

OJs Gedankengänge sind hin und wieder sehr ausschweifend und er dreht sich oft im Kreis, was einen dazu verleiten könnte, einige Passagen einfach zu überspringen. Zumal könnte nicht jeder den Schreibstil ansprechend empfinden und die Übersicht verlieren. Für diejenigen lohnt es sich, einen Blick in die Leseprobe zu werfen.

Fazit:

“#ichwillihnberühren” ist eine berührende Liebesgeschichte, die vor einiger Zeit über das Internet verfolgt werden konnte und nun endlich als Buch zu lesen ist, was ich finde, eine gute Entscheidung war, da die Geschichte wirklich gefühlvoll umgesetzt worden ist. Über einen Aufruf bei der Plattform “Jodel”, der eigentlich als verzweifelter Hilferuf anfing, entstand eine mitreißende Geschichte, in der die Jodelgemeinde OJ unter die Arme gegriffen hat, ihn Tipps und Ratschläge gab, um seinem Kumpel, in den er sich verliebt hatte, endlich näher zu kommen. Wir erfahren nun endlich die ganze Geschichte dahinter, doch auch für diejenigen, die das Ganze nicht mitverfolgt haben, ist dies eine sehr lesenswerte Liebesgeschichte. OJs Ängste und Unsicherheit werden durch den stilistisch ungewohnten Schreibstil authentisch nahe gebracht, wodurch dies aber noch lebensnaher und auch intimer rüber kommt. Am meisten hat mich an der Geschichte überzeugt, dass OJs Gedanken und Ängste so authentisch niedergeschrieben worden sind, dass man sich selbst darin wiederfinden kann. Man erfährt außerdem, was OJs Freund in der ganzen Zeit gedacht hat, dessen Part ist durch WhatsApp Nachrichten an eine gute Freundin in dem Buch untergebracht, durch diese außergewöhnliche und im Gegensatz zu OJs andersartige Erzählweise, wird die Geschichte aufgelockert und erzeugt eine Anonymität, die der Geschichte keinen Abbruch gibt. Eine rührende, authentische Liebesgeschichte, die einem wirklich nahe geht und von zaghaften Annäherungsversuchen und bedeutsamen Berührungen erzählt, die zwei Leben zueinander bringt.

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