3 Wölfe · Geschmackssache · Rezension

“Das Lied der zwei Völker” – Saskia Diepold

©Klappentext, Cover & Zitat: Saskia Diepold

 

Ebook: 6,99 / Taschenbuch: 17,99

Seitenzahl: 576

Verlag: Selfpublished

Release: 8. Mai 2022

Genre: Romance, Fantasy

Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar bekommen, wofür ich mich nochmal ganz herzlich bedanken möchte, laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag unter “Werbung”.

 

 

Klappentext:

Drei Monde
Zwei verfeindete Völker
Eine Prophezeiung

Arden arbeitet als Fischer, doch schon seit geraumer Zeit bleibt der Ertrag aus. Stürme und Gewitter ziehen über das Land und Streit mit seinem Freund hat er auch. Als er eines Tages einen fremden Mann aus dem Meer fischt, der Ardens Sprache nicht spricht und der so ganz anders aussieht als die Menschen der Küste, droht die Stimmung im Dorf zu kippen.

Shivan wurde bestraft. Mit der höchsten Strafe, die es in Silmariv gibt. Degradiert und gebrochen findet er sich in einer fremden Stadt wieder, in der er ebenso wenig erwünscht ist wie in seiner einstigen Heimat.

Schließlich fordern die Stürme Menschenleben und Gerüchte werden unter den Dorfbewohnern laut. Von der ewigen Nacht ist die Rede, dem Untergang der Welt, und der Fremde muss dafür verantwortlich sein …

Zitat:

“Seufzend wickelte ich den Unbekannten in die Decke und rutsche so weit um ihn herum, dass ich seinen Kop0f auf meinen Schoß betten konnte. ”
“Ich spürte die Wärme, die sein Körper neben mir ausstrahlte.”
“Bis dahin will ich den Weg mit dir gehen und darüber hinaus.”

Eigene Meinung:

Der Fischer Arden findet auf einem seiner Fischfangausflüge einen fremden Mann, der weder seine Sprache spricht, noch vom Aussehen den Menschen ähnelt, die wie Arden an der Küste leben. Der Fremde ist in Ardens Dorf nicht willkommen. Nicht nur, dass seit einiger Zeit die Erträge ausbleiben, es ziehen immer mehr Stürme und Gewitter übers Land und die Dorfbewohner machen den Fremden dafür verantwortlich. Der Fremde namens Shivan wurde aus seiner Heimat verbannt und zum Sterben ausgesetzt. Was mag es mit dem Fremden auf sich haben? Ob Arden mit seiner Vermutung über die Herkunft von Shivan eventuell Recht hat und wenn ja, darf es auf keinen Fall herauskommen.

Nun ist schon das zweite Buch der Autorin draußen und ich muss leider gestehen, dass ich mich wieder doch recht schwer damit getan habe. Die Geschichte rund um Shivan und Arden ist in drei Strophen aufgeteilt und ich hätte schon während der Ersten das Buch leider abgebrochen. Als allererstes passte für mich das Wording in der Geschichte einfach nicht. Pergament und Kohlestift deuten für mich auf ein mittelalterlich-fantasy angehauchtes Seeting, doch gleichzeitig werden Begriffe wie Bad, Bestellung, Schulkinder, Trinkflasche, Geldbörse, Schleuse, um nur ein paar zu nennen, verwendet. Mich hat es aus der Geschichte rausgerissen, zumal auch moderne Redewendungen wie “Du hast Sch***e gebaut” verwendet werden. Die passende Atmosphäre kam nicht auf. Ich war mir anfangs auch nicht sicher, ob wir einfach in einem Dorf in unserer Welt sind oder ob uns die Geschichte in eine ausgedachte entführt. Denn leider erfahren wir nicht wirklich viel von der Welt, in der Shivan und Arden ihr Abenteuer erleben. Es gab gefühlt nichts anderes, außer das Dorf, in dem Arden lebt, die Heimat von Shivan und ein wenig Umgebung, was ich wirklich schade fand. Ein Blick an den Anfang des Buches zeigt, dass es sogar eine Karte gibt aber ich achte auf so was nicht immer unbedingt und ich möchte es nun mal auch anhand der Geschichte feststellen und nicht nur dank einer gezeichneten Karte. Die Stimmung kam einfach nicht auf, dadurch fiel es mir sehr schwer, richtig in die Geschichte abzutauchen und das ständige Zupfen an den Lippen durch ein Lächeln hat bei mir nur noch Augendrehen verursacht, ich habe sogar angefangen eine Strichliste zu führen, solche ständigen Wiederholungen finde ich teilweise auch etwas störend.

Wie schon erwähnt ist die Geschichte in drei Strophen eingeteilt. Sie umfasst um die 60 Kapitel, allerdings ist jedes einzelne Kapitel recht kurz. Die erste Strophe umfasst circa 20 Kapitel und in diesen passierte irgendwie nichts. Kennenlernen, Sprache lernen und eine langsame Unruhe kommt in das Dorf. Wie ich schon sagte, ich hätte in der ersten Strophe das Buch schon abgebrochen, weil mich nichts an die Seiten fesseln konnte. Es war für mich nicht spannend. Arden und Shivan blieben für mich recht blass und ich wurde mit beiden nicht wirklich warm. Weshalb für mich die Emotionen und die Gefühle später zwischen den beiden nicht greifbar waren und ich diese auch nicht beim Lesen spüren konnte. Ich bin normalerweise eine Person, die recht nah am Wasser gebaut ist aber mich hat eine eigentlich dramatische, emotionale Szene kalt gelassen. Leider hatten die entstehenden Gefühle den faden Beigeschmack, als seien diese vom Schicksal erzwungen, was noch erschwerend hinzukam. Am meisten hatte ich meine Probleme mit Shivan. Für mich war es nicht wirklich überraschend, als sich herausstellte, wer Shivan ist, allerdings hat mich seine Vergangenheit und was man später über ihn erzählt, ziemlich irritiert, weil nichts am Anfang darauf hindeutete und sein Charakter sich scheinbar um 180 Grad gedreht hat.
Spoiler: Es stellt sich später heraus, dass Shivan ein Krieger ist und ihm die Menschen in seinem Umfeld recht egal waren. Wenn er ein Krieger war, ein Beschützer seines Reiches, ein Hauptmann(?), dann war davon nichts mehr vorhanden, was ich nicht nachvollziehbar fand. Ja ich kann verstehen, dass der Verlust seiner Flügel für ihn schwer ertragbar ist aber ein ausgebildeter Krieger verlernt nicht innerhalb eines Monats den Schwertkampf und muss sich erst daran erinnern, wie es funktioniert, das liegt ihm wie erlerntes Fahrradfahren im Blut, diese eine Szene hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, Shivan ernst zu nehmen. Auch dass er sich nicht wehren konnte und im Dorf eher verschüchtert war. Von dem angeblichen Draufgänger war auch nichts mehr vorhanden und für mich war er anfangs eine kleine “Dramaqueen”, was mich persönlich eher genervt hat. Spoiler Ende.
Leider erfährt man anfangs über Shivan sehr wenig, was zwar einen Grund hat aber auch später wird es nicht wirklich besser. Er wiederholt sich in seinen Gedanken, immer wieder diesselbe Aussage, dass er nicht mehr dorthin zurück kann, woher er kam und dass der Schmerz seines Verlustes unerträglich sei. Es klingt wie eine kaputte Schallplatte und ich empfand es dadurch nicht dramatischer, eher nerviger. Man erfährt auch sehr wenig über die sogenannten Geflügelten.

Die Geschichte dreht sich nur um Shivan und Arden, nur ihre Welt und ihre Sicht der Dinge zählt und ist präsent, von der Welt, die sie umgibt, ist nichts wahrnehmbar außer das, was Arden und Shivan erleben, sehen und darüber denken. Kein einziger Nebencharakter ist als eigenständige Figur anwesend, sondern nehmen eher die Rolle des Statisten ein, was die Geschichte weniger lebendig macht.
Spoiler: So nimmt auch Arden alles selbst in die Hand, als Shivan in dem Dorf “lebt”. Es gibt die Ältesten, doch obwohl es Unruhen gibt und ein Fremder in ihrem Dorf ist, dauert es über einen Monat bis bezüglich Shivan irgendwas passiert, bis dahin regelt Arden alles, sodass ich anfangs dachte, dass Arden mehr in dem Dorf zu sagen hat, als die Dorfvorstehenden selbst, zumal man auch keine Absprachen zwischen diesem und den Ältesten mitbekommt, beziehungsweise diesbezüglich nichts erwähnt wird. Spoiler Ende.
Ich hätte es auch sehr spannend gefunden, warum es diese Völker gibt, woher haben sie ihren Namen, wie sieht es um ihre Vergangenheit aus, wie kam es zu dieser Anfeindung. Geschichten aus Büchern, die vorkommen, machen dies nicht verständlicher, sondern erzählen lediglich, wie sich die Völker gegenseitig sehen aber nicht warum.

Dieses Mal ist es zwar nicht so auffällig wie im vorigen Buch, doch auch hier gibt es wieder diesen einen roten Faden, von dem nicht abgewichen werden darf. Es ist diesmal nicht ganz so gegenwärtig, doch auch hier wirken wieder ein paar Szenen, als müssten sie unbedingt stattfinden, damit die Geschichte weiter gehen kann. Überraschende Wendungen oder unvorhersehbare Geschehnisse kamen nicht vor. Eher eine unnötige Verlängerung der Geschichte, als die beiden versuchen, ihr Schicksal abzuwenden, indem sie jemanden egoistischerweise dazu bringen, mit ihnen zu reisen, damit derjenige ihnen hilft. Dass diese Person kaum noch in der Lage ist, so eine anstrengende Reise zu bewältigen, darauf wird eher weniger geachtet, immerhin dran gedacht und in Schuldgefühlen gebadet aber mehr auch nicht. Ein interessanter Konflikt, die Bewältigung von Shivans Vergangenheit wird mit einem Fingerschnippen gelöst, was ich wirklich schade fand, da so viel Potenzial verschwendet wurde. Dadurch wirkt es auf mich so, als versuche die Autorin ernstzunehmende Konflikte zu vermeiden, denn dass die beiden irgendwie das Schicksal der Welt abwenden können, steht ja außer Frage. Was ich mich allerdings gefragt habe, warum sowohl Shivan als auch Arden dem verfeindeten Volk so offen gegenüber waren, denn eigentlich, so las es sich, herrschte großer Hass zwischen diesen. Weil es das Schicksal so will, ist für mich leider kein ernstzunehmender Grund, sondern lediglich Klischee.

Das Cover ist ein wirklicher Hingucker, doch überzeugen konnte mich Shivans und Ardens Reise leider nicht. Werft einen Blick in die Leseprobe. Wer Slow-Burn und eine eher sehr ruhige Fantasygeschichte haben möchte, für den ist das vielleicht etwas.

Fazit:

“Das Lied der zwei Völker” konnte mich persönlich leider nicht an die Seiten fesseln. Eine Geschichte über zwei Völker, die sich abgrundtief hassen, auch wenn man leider nie wirklich erfährt warum, zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich begegnen und das Schicksal der Welt abwenden müssen. Eine Romance, die eher langsam voranschreitet und sich Zeit lässt und doch tief geht. Kleine lustige Momente über den Versuch die sprachliche Barriere zu lösen, eine lange eher ereignislose Reise, um zu lernen, wie das Schicksal abgewandt werden kann. Arden und Shivan, die sich vom Schicksal überrumpelt fühlen und doch ihre Familie und Heimat nicht in Stich lassen wollen. Nicht nur die Gefühle bahnen sich eher langsam, auch braucht die Geschichte leider lange, um wirklich ins Rollen zu kommen. Ich empfehle einen Blick in die Leseprobe, wer sowohl eine Slow-Burn Romance und eine eher ruhige Fantasygeschichte bevorzugt, sollte mal einen Blick wagen.

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