Ebook: 5,99 / Taschenbuch: 12,99
Seitenzahl: 490
Verlag: Selfpublished
Release: 1. März 2019
Genre: Romance, Drama
Klappentext:
In Sylvains Leben zählt vor allem eines: seine Arbeit.
Das ändert sich allerdings schlagartig, als er auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise an einem Truck Stop auf Max trifft.
Max ist ein Stricher, ein Ex-Junkie, und für nahezu alles bereit, um in seiner trostlosen Welt zu überleben.
Kurzentschlossen bietet ihm Sylvain einen Deal an: Finanzielle Sicherheit gegen die Erfüllung seiner geheimsten Wünsche.
Keiner der beiden ahnt, dass dies der Beginn einer verhängnisvollen Affäre ist …
Zitat:
“Er war süchtig und wusste nun endlich, wonach er sich all die Zeit gesehnt hatte: Hingabe.”
“Du nimmst nicht nur, du gibst auch dafür.”
“Ich will nicht ein zweites Leben mit dir führen, sondern ich will, dass du Teil meines ganzen Lebens wirst.”
“Er brauchte ihn, anstatt ihn zu missbrauchen.”
Eigene Meinung:
Ein Halt an einem Truck Stop, nur um mal eben das Wischwasser auf zu füllen, wer hätte ahnen können, dass sich dabei das komplette Leben auf den Kopf stellen könnte. Der Geschäftsmann Sylvain hat da nun wirklich nicht gerade dran gedacht, dass es ausgerechnet ihm passieren würde aber genau so ist es als er dem Truck-Stop-Stricher Max gegenübersteht und eine Entscheidung fällt, die sein ganzes Denken, gerade über sich selbst völlig aus den Fugen reißt.
Eine unglaublich bewegende und mitreißende Geschichte mit Wendungen, die man nicht immer erwartet. Wenn man eine Geschichte anfängt zu lesen, und so innerhalb der ersten Seiten die Charaktere kennen lernt, hat man meist eine leise Ahnung, wie genau die Geschichte verlaufen könnte und was einen eventuell erwartet. Nach anfänglichen Verständnis und ja Mitleid für Sylvain der unter seinem ausnutzenden, faulen und teils auch arroganten Freund Alec, nicht gerade ein schönes Leben führt, kommen einem während des Lesens, gerade bei der Behandlung gegenüber Max langsam seine Zweifel, ob Sylvain wirklich derjenige ist, der er vorgibt zu sein oder ob er bei Max nicht sein wahres Ich zeigt. Ist es wirklich eine einfache Vorliebe beim Sex oder ist es eine sadistisch angehauchte Demütigung, die über das Spiel hinaus geht. Von Seite zu Seite wurde alles nachvollziehbarer und auch intensiver. Ja Sylvain zeigt sein wahres Selbst, doch es kommt alles anders als man anfangs erwartet. Kaum hat man Sylvain verstanden, geht es weiter mit Max. Schafft er es sein altes Leben hinter sich zu lassen?
Max Leben ist das genaue Gegenteil von Sylvains, er kämpfte sich durchs Leben und ist stärker und mutiger als man meinen könnte, das wird einem schnell vor Augen geführt. Doch er hält sich tapfer auf den Beinen und zweifelt, ob er sch von seinem alten Leben wirklich losreißen kann. Max und Sylvains Schicksal nimmt einen ab der ersten Seite gefangen und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Die Autorin erschafft eine Ebene, auf der die beiden miteinander agieren, die einem so unglaublich nahe geht und einen sprachlos und überwältigt zurück lässt.
Von Lachen über Weinen bis hin zum Verzweifeln ist alles mit dabei, die ständig wechselnden Emotionen nehmen einen mit und stürzen auf einen ein, sodass man manchmal einfach die Zeit vergisst. Man ist bei dem Wörtchen “Drama” auch einfach skeptisch, ob das wirklich alles gut gehen kann, selbst mich hat die Autorin aus dem Konzept gebracht, obwohl ich für Drama nicht so anfällig bin. Doch sie hat es geschafft, dass ich ungläubig die Zeilen gelesen habe und es nicht wahrhaben wollte, habe die Luft angehalten und dann zack, war es wieder ganz anders als gedacht.
Sylvain und Max sind zwei Charaktere, die so aus dem Lebene gegriffen hätten können, Sylvains Handeln und seine Einstellung sind nachvollziehbar und Max´ verzweifelter Umgang mit seiner Sucht ist sehr authentisch, es ist nicht gleich von vornerein alles erledigt und überstanden, nur weil er einen Menschen getroffen hat, der ihn so nimmt, wie er ist, nein er kämpft noch immer mit seinen inneren Dämonen und zweifelt an sich selbst und genau das hat die Geschichte der beiden so überzeugend für mich gemacht. Sowohl Sylvain als auch Max haben ihr Päckchen zu tragen und gehen damit ihren Weg, bis sie sich begegnen und sich gegenseitig aus den jeweiligen Sumpf ziehen. Es ist sowohl verständlich, was Sylvain von Max bekommt und genießt als auch andersrum. Für einige wird es wohl nicht verständlich sein, dass Max zumindest im Spiel sich von Sylvain demütigen lässt und gleichzeitig sagt er, dass er von Sylvain genau das bekommt, was er von anderen nie bekommen hat: Liebe. Sylvain würde alles für ihn tun und steht mit ihm die wohl schlimmste Zeit durch und ist und bleibt an seiner Seite.
Durch die wechselnde Sicht bekommen wir einen tiefen Einblick in das jeweilige Leben der beiden und teilen mit ihnen Gefühle und Gedanken, die sich von unseren Erwartungen doch hin und wieder unterscheiden. Der Schreibstil ist auf den jeweiligen Charakter abgestimmt aber driftet nicht zu weit auseinander. Er ist flüssig zu lesen und lässt einen noch tiefer ins Geschehen tauchen. Gleichzeitig lohnt es sich und ist auch teils notwenig zwischen den Zeilen zu lesen, wodurch die Geschichte nochmal viel intensivere Ausmaße annimmt. Die in der Geschichte vorkommende Spannungskurve ist dauerhaft vorhanden, nimmt mal an Intensität zu, schwächt aber auch mal ab, dennoch kann man sich kaum von den Seiten lösen. Was ich der Autorin sehr hoch anrechne ist, dass sie sich sehr ausführlich und intensiv mit dem Thema Drogen auseinander gesetzt hat. Was es mit den Menschen macht, wie sie sich dabei fühlen, was für ein Schicksal sie ereilen kann, dass es schwer ist, sich wirklich davon zu lösen und wie sehr es das Leben, Gefühle und Gedanken der Abhängigen beeinträchtigen kann.
Kritik:
Die Nebenfiguren Alec und Pablo spielen in Sylvains und Max´ Leben eigentlich eine entscheidende und prägende Rolle, doch leider bleiben beide recht durchsichtig. Alec bleibt unsympathisch kleben und es bleibt offen, warum sich der junge Mann eigentlich so verhalten hat, dabei war er an sich ein sehr interessanter Charakter. Auch Pablo, der ja im Grunde eine Bezugsperson von Max ist, wenn nicht sogar die einzige bis Sylvian erscheint, kommt nur hin und wieder vor und wird kaum erwähnt, sodass man sich hin und wieder fragt, ob er nicht ganz hätte weg bleiben können. Die Estevan-Sache wird auch eher nebenbei, recht schnell und mehr am Rande abgehandelt, obwohl sie für Max doch eine tragende Rolle spielt und auch nachdem er wieder am Truck-Stop arbeitet sehr viel Einfluss hat.
Die sexuelle Beziehung der beiden wird nicht jedem liegen und nicht jeder wird es verstehen können, gerade Max Seite ist wohl nicht immer ganz nachvollziehbar, denn man vermutet einen gewissen Reststolz, der aber eigentlich vorhanden ist und nicht jedem ersichtlich sein könnte.
Fazit:
Der Titel “Used” ist bei diesem Buch Programm. Im Nachwort erklärt die Autorin, dass es sowohl “verbraucht, “benutzt” bedeutet und die Wörter “user” und “using” sind umgangssprachlich Wörter für Drogenkonsumenten bzw. den Konsum. Es hätte passender nicht sein können und spiegelt den Inhalt des Buches sehr gut wieder. Sylvain und Max sind zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch sie verbindet die Suche nach dem Menschen, der sie so nimmt, wie sie sind und sie nicht von Grund an verändern wollen. Durch eine zufällige Begegnung auf einem Truck-Stopp wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Einfühlsam und bewegend erzählt uns Jona Dreyer die Geschichte der beiden, die einen jegliche Gefühlsspektren erleben lässt. Sylvain der quasi süchtig seiner Arbeit ist und sich kaum noch Zeit für sich nimmt und Max, der eine Zeit lang Heroin süchtig war und noch immer mit den Folgen lebt, auch wenn er kalten Entzug hinter sich hat. Die beiden nehmen voneinander, geben sich aber gegenseitig so viel. Einfühlsam, fesselnd, mitreißend und sehr emotional, so lässt sich am besten die Geschichte der beiden beschreiben. Eine gelungene Spannungskurve, ein angenehmer Schreibstil und unerwartete Wendungen haben mich überzeugt. Es passiert mir selten, dass ich ein Buch anfange und immer wieder überrascht werde, doch genau hier war es der Fall. Auch gab es Momente, wo ich nur ungläubig den Kopf schüttel und den Atem anhalten konnte. Außerdem hat die Autorin das Thema Drogen sehr authentisch rüber gebracht, sowohl die Folgen als auch was es mit einem machen kann.