Hiermit heiße ich euch zum zweiten Tag der Special Week willkommen,
heute dreht sich alles um den ersten Band der Inbetween-Reihe. Deswegen habe ich heute für euch eine kleine Leseprobe. Die Eckdaten gab es schon gestern und unter Rezensionen findet ihr auch meine Meinung zu dem ersten Band.
Klappentext:
Jerik hält nicht viel von Musicals und an so etwas wie Liebe auf den ersten Blick glaubt er auch nicht – so lange, bis er bei einer Show einem Tänzer begegnet, der ihn ungewollt eines Besseren belehrt. Alexej ist allerdings kein Mann für eine Beziehung und Jerik nicht interessiert an einem Kerl, der sein eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommt.
Dennoch gehen die beiden das Wagnis einer Beziehung ein, obwohl Jerik weiß, dass Alexej seine Drogensucht mit bezahltem Sex finanziert.
Leseprobe:
Irgendwann, es musste schon nach Mitternacht sein, schreckte ich plötzlich aus meiner zusammengekauerten Haltung auf, weil sich ein Schatten in mein Gesichtsfeld schob. Ich schaute auf und sah ihn durch feinen Nieselregen auf mich zukommen. Er hielt die Hände in den Taschen vergraben, hatte die Schultern nach oben gezogen und wirkte dennoch in sich zusammengesunken. Ohne es zu wollen, schrillten in mir alle Alarmglocken.
Ich wollte mich erheben, doch irgendetwas hielt mich auf dem Treppenabsatz. Ich sah ihm entgegen. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht kaum erkennen. Trotzdem war seine Überraschung darüber, mich hier zu sehen, überdeutlich an seiner Haltung abzulesen. Abrupt blieb er stehen, als er mich erkannte.
Allein die Tatsache, dass er nicht freudig und überrascht lächelnd auf mich zukam, bestätigte mir, dass er getan hatte, was ich nicht wahrhaben wollte. Doch obwohl ich es ahnte, oder vielleicht schon wusste, stellte ich die allesentscheidende Frage: »Wo kommst du her?«
Keine Antwort. Nur Schweigen. Ich hörte und spürte förmlich, wie er tief Luft holte.
»Ich war nur …« Er brach ab, doch die eintretende Stille, nur durchbrochen vom leisen Nieselregen, war Antwort genug. Trotzdem forderte der Sadist in mir, dass er es aussprach.
»Du hast wieder mit irgendeinem Kerl gefickt, richtig?«
Ein stummes Nicken folgte. Einen langen Moment saß ich wie versteinert da. Dann sprang ich auf, schlug mit der flachen Hand gegen die Backsteinmauer.
»Scheiße, Scheiße!«
Ich fuhr zu Alexej herum. Er stand noch immer reglos, zuckte nicht vor mir zurück.
»Warum?«
Er hob die Schultern, als ginge ihn das alles nichts an. Doch selbst dieses Desinteresse wäre besser gewesen, als seine Antwort.
»Ich war geil und du warst nicht da.«
Das hatte er nicht gesagt! Das konnte er unmöglich so gemeint haben!
Sekundenlang starrte ich ihn nur an. Im Schattendunkel der Hauswand erkannte ich nur Schemen seines Gesichts. Der Schmerz über seine Worte wandelte sich plötzlich in kalte Wut. Ehe ich mich bremsen konnte, hatte ich ihn an den Oberarmen gepackt. Ich stieß ihn vor mir her, hinein in den fahlen Lichtkreis einer einzelnen Laterne, drückte ihn rücklings gegen die Wand.
»Du Arschloch! Du beschissenes Arschloch!«
Wenn er sich wenigstens gewehrt hätte. Doch ein schwaches »Lass mich« war alles, was über seine Lippen kam. Trotzdem ließ ich die Hände sinken, konnte ihm im Laternenlicht endlich ins Gesicht sehen.
Statt dem gewohnten Blau, schauten mir tiefschwarze Augen entgegen. Ich brauchte einige Herzschläge lang, um zu registrieren, dass seine Pupillen so stark geweitet waren, dass mir tiefe Schwärze entgegenblickte. Allerdings ohne mich richtig fokussieren zu können. Mein Herz begann zu rasen, als ich begriff.
»Sag mal, bist du high?«, presste ich kratzig hervor.
»Ja.« So schlicht und einfach dieses Wort auch war, es brachte mich wortwörtlich ins Wanken.
»Was?«
»Ich hab gesagt, ja, ich bin high.«
»Scheiße!« Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. »Was hast du genommen?«
Er nuschelte etwas Unverständliches.
»Was?«
»Koks, verdammt!«, fuhr er mich an. Endlich zeigte er eine Reaktion, die über stupides Starren hinausging. »Ich hab Kokain genommen.«
Ich wich vor ihm zurück. Wieder brannte nur eine einzige Frage auf meiner Zunge.
»Warum?«
»Was, warum?«
»Warum du kokst, verfluchte Scheiße!«, schrie ich ihn an. Es war mir in diesem Moment vollkommen egal, dass wir vor einem Wohnhaus standen und jeder unseren Streit hören konnte. »Was zur Hölle ist los mit dir? Warum fickst du fremde Männer, obwohl wir zusammen sind? Warum dröhnst du dich mit Kokain zu? Warum, verdammt?«
»Weil ich sonst nicht vögeln kann.«
Mir blieb die Luft weg.
»Ich brauch das Zeug, um mit Fremden zu ficken, okay? Bist du jetzt glücklich?
Ich hätte ihn gerne weiter angeschrien, doch mit einem Mal war ich viel zu müde dazu.
»Warum sollte ich jetzt glücklich sein?«, fragte ich tonlos.
»Weil du Recht behalten hast. Ich hasse es, irgendwelchen Kerlen meinen Arsch hinzuhalten. Aber wenn ich high bin, ist es mir egal, welcher Schwanz in mir steckt, solange es überhaupt irgendeiner tut. Du hast immer gesagt, dass du mir nicht glaubst, dass es mir nichts ausmacht, ein Stricher zu sein. Gratuliere, du hattest Recht.«
Ich schüttelte den Kopf. Immer wieder. Als könnte ich dadurch seine Worte ungeschehen machen. Als könnte ich mir einreden, dass nichts dabei war, ab und an mal diverse Highs einzuwerfen. Taten ein paar meiner Kommilitonen auf Partys ebenfalls. Aber doch nicht mein Freund.
Ich sah ihn im schwachen Licht der Laterne stehen und meinte, mit einem Mal einen anderen Menschen vor mir zu haben. Das war nicht Alexej, der stolze Tänzer, in den ich mich verliebt hatte. Wie hatte ich so blind sein können? Nicht sehen können, was wirklich unter der schönen Oberfläche lauerte.
Wie oft hatte er mich vor sich gewarnt?, wisperte eine Stimme in meinem Kopf,jetzt wäre der Zeitpunkt, es zu beenden. Zu gehen.
Doch der Gedanke verflog, noch ehe ich wirklich darüber nachdenken konnte. Nicht ich war derjenige, den es zu warnen galt. Alexej war es, der Schutz vor sich selbst brauchte.»Lass uns nach oben gehen.« Meine Stimme klang tonlos. Ich fühlte mich unendlich müde und doch konnte ich ihn nicht einfach hier zurücklassen. Nicht einmal, als er zum nächsten Herztreffer ausholte.
»Warum wir?«, zischte er mir zu. »Willst du mich auch noch ficken?«
Ich wandte mich ab. Verschanzte mich hinter allem, was ich hatte, um gegen seine Worte gewappnet zu sein. Erfolglos.
Er folgte mir zur Haustür. Ich wartete stumm ab, bis er den Schlüssel hervorgekramt und aufgeschlossen hatte. Das Schweigen zwischen uns, als wir die Stufen zu seinem Loft hinaufstiegen, manifestierte sich zu Eis. Ich fror, wie ich lange nicht mehr gefroren hatte. Aber ich konnte ihn nicht in dieser Kälte zurücklassen. Nicht jetzt.
Ich hoffe diese kleine Leseprobe hat euch gefallen. Wir sehen uns dann morgen wieder. Genießt den restlichen Tag 🙂