5 Wölfe · Leseempfehlung · Rezension

“Mein Herz, dein Kopf und das Universum dazwischen” – Katharina Wolf

©Klappentext, Cover & Zitat: Amrûn Verlag

 

Ebook: 4,99 / Taschenbuch: 13,00

Seitenzahl: 250

Verlag: Amrûn Verlag

Release: 15. Februar 2019

Genre: Romance, Contemporary, Coming out

Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar bekommen, wofür ich mich nochmal ganz herzlich bedanken möchte, laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag unter “Werbung”.

Klappentext:

Sebastian ist neunzehn, frisch geoutet und bereit, in sein neues, schwules Leben zu starten. In einem Club trifft er auf Hiroki und verliebt sich vom Fleck weg in den attraktiven Halb-Japaner. Und es sieht so aus, als würde Hiroki seine Gefühle erwidern.
Sebastian ist im siebten Himmel. Doch bald ziehen erste dunkle Wolken auf. Während Sebastian sich nichts mehr wünscht, als seine große Liebe öffentlich zu machen, tut Hiroki alles, um die Beziehung geheim zu halten.
Ein Kompromiss ist nicht in Sicht, und Sebastian muss um seine große Liebe kämpfen.

Das Spin-Off zu Katharina Wolfs Debütroman “Vier Jahre ohne Dich”!

Zitat:

“Ich konnte definitiv Herzklopfen empfinden und mich Hals über Kopf verlieben … ich war nur ganz einfach schwul!”
“Nur noch Hirokis sanfte Berührungen und leise Geräusche hatten gezählt.”
“Wir würden auch in Zukunft streiten, uns anzicken, schmollen, schweigen und uns wieder vetragen.”

Eigene Meinung:

Sebastian hat es geschafft, er hat sich nun auch endlich vor seiner Mutter geoutet, jetzt kann er sich in sein schwules Leben stürzen, Barbesuche und eventuell einen Freund finden. Gleich bei seinem erstem Ausflug trifft er auf Hiroki einen Traum von einem Mann. Er ist gut aussehend, attraktiv, sexy, charmant… doch er hat ein Problem, er ist nicht geoutet und will das so schnell  auch nicht ändern. Kein öffentliches Händchen halten, kein Abschiedskuss, all das nur hinter veschlossenen Türen. Sebastian weiß nicht, ob er das so will, denn seine Zukunftspläne sehen ganz anders aus. Ob er mit Hiroki glücklich werden kann?

Hauptsächlich erleben wir die Geschichte aus Sebastians Sicht, 2-3 Kapitel sind im späteren Verlauf aus Hirokis Perspektive, sodass wir auch dessen Sichtweise auf alles ein bisschen erfahren, tauchen tiefer in dessen Gefühlswelt ab und erfahren seine Gedanken. Sebastian ist erst 19 Jahre alt, was im Laufe der Geschichte dem Leser immer wieder bewusst wird. Er hat hin und wieder einen gewissen naiven Blick auf die Dinge und gerade im Bezug auf Hiroki ist er wenig verständnisvoll, wodurch er mir teilweise wirklich unsympathisch war. Man erfährt Hirokis Grund, warum er solche Angst davor hat, sich zu outen und anstatt, dass Sebastian ernsthaft versucht diese Angst zu bewältigen, stellt er vorwiegend auf stur und zeigt nur in dem Moment Verständnis, als Hiroki ihm das Ganze erklärt. Für mich hat Sebastian dadurch einige an Sympathiepunkte verloren, doch wenn man im Kopf behält, wie jung er eigentlich noch ist, ist es nicht mehr ganz so schlimm. Doch dadurch wirkt Sebastian als Charakter authentisch und wird greifbar, denn er zeigt schwache aber auch starke Momente.

Die Geschichte enthält viele bekannte und beinahe klischeehafte Elemente, von verständnislosen Eltern über eine liebende Mutter, die es eher schade fand, dass sie als Letzte erfährt, dass ihr Sohn schwul ist, ein überfürsorglicher  Bruder, eine beste Freundin, zwei sture Protagonisten, viele Situationen in denen Hirokis Verklemmtheit deutlich gemacht wird, ein Urlaub in dem mal alles ganz normal ist und ein rührendes Happy End. Allerdings hat die Autorin dies auf eine humorvolle und liebevolle Art verpackt, sodass ich gerade Neueinsteigern in dieses Genre das Buch wärmstens empfehlen kann. Der flüssige und auf den jeweiligen Charakter abgestimmte Schreibstil macht die Geschichte angenehm zu lesen und man taucht in ein paar vergnügliche Lesestunden hinein. Trotz einiger Schwächen wächst einem Sebastian aber auch Hiroki ans Herz, auch die Nebencharaktere, die liebevoll ausgearbeitet worden und auch präsent sind, in die Geschichte eingreifen, wie zum Beispiel Sebastians Bruder Jan, der Sebastian immer wieder unterstützt und zur Seite steht, machen die Geschichte lebendiger. Durch emotionale Momente rührt uns die Geschichte zu Tränen, durch einen unterschwelligen und nicht zu direkten Humor ist sie eher locker gestaltet, wodurch besonders Hirokis Schicksal nicht ganz so sehr aufs Gemüt schlägt. Hirokis Part ist eher der emotionalere und hat auch mich im Bezug auf seine Eltern zu Tränen gerührt. Briefe werden eine wichtige Rolle spielen, die so gefühlvoll und ungekünstelt waren, dass sie auch den Leser berührt haben.

Die Geschichte hat mich durch ihre Leichtigkeit, den angenehmen Schreibstil und zwei authentische Charaktere, die nicht immer perfekt sind, überzeugt. Sebastian weiß zwar schon länger, dass er auf Männer steht, doch er lernt die Welt in der Geschichte erst richtig kennen, wodurch wir durch ihn das schwule Nachtleben kennen lernen und sogar auf einen Besuch im Darkroom nimmt uns Sebastian mit ;).

Die Autorin hat auf realistische Begebenheiten geachtet, sodass kein Treffen oder ineinander laufen erzwungen wirkt. Es wirkt, als wäre die Geschichte aus dem Alltag entnommen, Instagramm spielt für Sebastian eine wichtige Rolle und er postet gerne Bilder von sich, er schreibt mit Hiroki über einen Chat (wahrscheinlich WhatsApp 😉 ), wodurch man das Gefühl hat, Sebastian und Hiroki könnten einem heutzutage einfach über den Weg laufen.

Ich empfehle das Buch vor allem Neueinsteigern in dieses Genre und jedem der gerne ein paar angenehme, ruhige und gemütliche Lesestunden verbringen möchte.

Kritik:

Einigen wird der Inhalt in ähnlicher Form schonmal untergekommen sein, sodass das Geschehen nichts Neues für einige und das Buch eher langweilig sein könnte. Die Geschichte enthält auch ein paar Klischees von nicht verständnisvollen Eltern über einen tragischen Vorfall, weswegen Hiroki Angst davor hat sich zu outen. Dieses sich ständige Verstecken und Aufpassen sich nicht zu verraten könnte auf die Nerven gehen und langatmig erscheinen, es ist beinahe vorhersehbar, was als nächstes geschieht und es ist das typische Zusammenkommen, die Geshichte ist eventuell nichts für Vielleser aus diesem Genre.
Auch wenn Hiroki einen winzigen Part bekommt wurde er zwar dadurch ein wenig greifbarer, denoch hätte von diesem noch ein bisschen mehr erzählt werden können.

Fazit:

“Mein Herz, dein Kopf und das Universum dazwischen” ist ein gelungenes Erstlingswerk der Autroin im Gay Genre. Gerade Neueinsteigern in dieses Genre kann ich dieses Buch wärmstens ans Herz legen. Mit einem fließendem, humorvollen, gefühlvollen und angenehm lesbaren Schreibstil wird uns Sebastians Geschichte aus dessen Sicht erzählt, der uns mitnimmt auf seine ersten Schritte in sein geoutetes Leben, auf der Suche nach der ersten großen Liebe. Sebastian trifft eines Abends in einem Gayclub auf den gutaussehenden Hiroki, der zwar auf den ersten Blick unfehlbar scheint, doch schnell muss Sebastian feststellen, dass seine Beziehung mit Hiroki doch nicht so einfach ist, wie er es sich vorgestellt hat. Meist wirkt Sebastian naiv und im Bezug auf Hirokis Schicksal zeigt er nur für einen kurzen Augenblick Verständnis, springt dann aber schnell um und verlangt, dass er eine tiefsitzende Angst ja beinahe Trauma einfach mal eben so überwindet anstatt ihm dabei zu helfen, was mir Sebastian für einige Zeit ziemlich unsympathisch gemacht hat. Dennoch ist es eine bewegende und rührende Geschichte über zwei Männer, die erst ein paar Hürden überwinden müssen, um dann endlich glücklich werden zu können.

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