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“Isaac und der Einhornork” – Akira Arenth

©Klappentext, Cover & Zitat: Akira Arenth

 

Ebook: 6,99 / Taschenbuch: 16,90

Seitenzahl: 550

Verlag: Selfpublished

Release: 11. Mai 2019

Genre: Romance, Humor, Urban Fantasy, Parallel Universe

Klappentext:

Wenn man Richtung Norden aus der Milchstraße gondelt, nach der vierten Sonne links abbiegt und dann noch einige Milliarden Kilometer geradeaus saust, kommt man in ein Paralleluniversum, in dem fast alles so ist wie bei uns. Ja, fast! Denn statt Medizin gibt es dort Magie, und “Zauberer/Hexe” ist eine anerkannte Berufsausbildung. Der homosexuelle Isaac de Béthune wohnt, zusammen mit seiner kleinen Schwester, noch bei Mutti und ist mit seinen achtzehn Jahren nicht nur ein Nesthocker, sondern auch allgemein ein ziemlicher Spätzünder. Als sich seine Augen violett färben, wird es ihm jedoch möglich, eine Ausbildung beim großen Magier und Heilpraktiker Charlès le Croy de la Drömpèl zu beginnen. Leider hat dieser schon einen Novizen, den arroganten Raphaèl de Moreau, und so spielt Isaac ewig die zweite Geige. Er ist für Putzdienste und den Magic-Shop zuständig und lernt fast nichts. Chronisch übermüdet passiert ihm schließlich ein folgenschweres Missgeschick, das sein Leben auf magische Weise durcheinanderwirbelt und ihn in eine sehr missliche Lage bringt.

Zitat:

“Mein Puls rast, ich halte die Luft an, doch dann, urplötzlich, öffnen sich zwei hin und her wabernde Schlitze in der gammlig anmutenden Haut und goldene Augäpfel starren mich an.”
“Alles in mir beginnt zu brennen und pure Verzweiflung macht sich breit.”
“Mehr als jeden Menschen, den ich jemals lieben durfte und das so selbstverständlich, als wenn uns das Schiksal zusammengeführt hätte.”
“Ein bisschen Magie steckt in jedem Augenblick!”

Eigene Meinung:

Er wollte doch nur ein richtiger Zauberer werden. Isaac de Béthune kann, seit er ein kleiner Junge ist, an nichts anderes mehr denken, als ein richtiger Magier zu werden, bisher kann er nämlich nur die Trickmagie, aber er will richtig zaubern können. Doch dafür muss sich erstmal seine Augenfarbe ändern und dann muss ihn erstmal ein anderer Meistermagier als Lehrling aufnehmen. Charles le Croy de la Drömpèl nimmt ihn tatsächlich noch als zweiten Zaubererlehrling auf, doch sein Mitnovize Raphael de Moreau macht ihm das Leben zur Hölle und auch sein Meister lässt ihn nur die Drecksarbeit machen. Doch eines Tages geschieht durch Isaacs Tollpatschigkeit ein großes Missgeschick, was sein Leben magisch auf den Kopf stellt und in ein Regenbogenwölkchenwunderland verwandelt. Ein selbsterschafftes Wesen, ein arroganter, gehässiger Kollege, ein etwas seniler Meister, eine quäkende, kleine Schwester und eine liebevolle und fürsorgliche Mutter, all das macht Isaacs Leben aus, was doch ganz anders verläuft, als er gedacht hat.

Was passiert, wenn man ein Einhorn, einen Ork, eine Katze und einen Geist mit einem Hauch BDSM vermischt? Genau der letzte und einzige, anhängliche Einhornork wird ins Leben gerufen, naja eher geboren. Die Idee das reinste und unschuldigste Wesen mit dem brutalsten und bösesten zu vermischen, war das beinahe skurrilste, was ich je gelesen habe. Allgemein ist das Buch voller neuer Wortschöpfungen, Wortspiele, ironischer Vergleiche und egal ob Erziehungsmethoden, Besteller, Trends oder real existierende Personen, hier in diesem Buch wird gefühlt alles  ins übertrieben Lächerliche gezogen, was einen mit einem Dauergrinsen dieses Buch lesen lässt. Dadurch dass das gesamte Werk sehr humorvoll gestaltet ist und einfach alles auf die Schippe genommen wird, übersieht man mal schnell aber auch die Ernsthaftigkeit in diesem Werk. Egoismus, das Streben nach zu viel, Verstecken seiner Liebe, seine große Liebe solange verändern, bis sie einem gefällt, schaut man mal hinter die Kulissen, regt einem die Geschichte doch sehr zum Nachdenken an.

Man stelle sich vor, unsere Welt sei noch zusätzlich bestückt mit Magie und abstrusen Absonderlichkeiten, der Beruf, in dem man arbeitet wird durch die Augenfarbe bestimmt, das ist Isaacs Welt, der sich nichts sehnlicher wünscht, endlich ein richtiger Zauberer zu sein. Da seine Mutter ein gutes Wort für ihn bei einem alten Freund einlegt, bekommt er endlich seine Chance. Doch statt endlich Zaubersprüche und Rezepte für Zaubertränke zu lernen, darf er lediglich putzen, aufräumen und abstauben, er ist quasi Mädchen für alles. Dann ist da noch Raphael, der ihm das Leben regelrecht zur Hölle macht und ihn ständig schikaniert und sein Meister macht den Anschein, als interessiere ihn das alles nicht. Isaac ist außerdem ein Tollpatsch, dem bei einem wichtigen Zaubetrank ein paar zusätzliche Zutaten in den Trank fallen, wodurch er ein Wesen erschafft, das es so wohl noch nie gegeben hat, nicht mal in Isaacs Welt. Das Autorenduo hat sich hier wirklich Mühe gegeben und mit Rise etwas Sonderbares erschaffen. Wie er zustande kam, was ihn ausmacht und wie er zu Isaac steht, wird recht komplex erklärt und immer wieder erfährt man bzw. Isaac etwas Neues, was ihn vor eine weitere Herausforderung stellt, denn das größte Problem ist, sein neues Wesen ist eigentlich strengsten verboten und eigentlich hätte er ihn niemals erschaffen dürfen, denn der Einhornork ist auf eine ganz spezielle Weise auf Isaac geprägt, das so nicht existieren darf. So bleibt ihm nur eins übrig, er muss Rise verstecken, denn wenn an ihn entdeckt, würde man ihn Isaac wegnehmen und schlimmeres. Der Einhornork ist außergewöhnlich und magisch, unbekannt und neu, deshalb nicht gern gesehen und gar verboten, hier kann man Parallele sogar zur eigenen Welt ziehen, denn wer kennt es nicht, schief angeguckt zu werden, nur weil man “anders” ist, in einigen Ländern wird man sogar wegen seiner Neigung oder Andersartigkeit verfolgt und getötet. Um dem Schicksal zu entfliehen, wandelt er sein Wesen so oft neu um, bis es nicht mehr geht, Isaac nimmt den einfacheren Weg und dreht alles so hin, dass es für ihn passt, anstatt sich für seine Gefühle einzusetzen und zu kämpfen. Isaac ist tollpatschig, meint vieles einfach nur gut, doch er denkt nie wirklich zuende und übersieht dadurch vieles, was dadurch verhindert hätte werden können, wenn alles mal gründlich durchdacht worden wäre. Diese Schwäche kann entweder liebevoll oder anstrengend sein, ich persönlich fand Isaac sympathisch, da seine Tollpatschigkeit liebenswert und witzig ist. Seine anfängliche naive Sorge um seinen Einhornork wandelt sich im Laufe der Geschichte, durch seine tiefen Gefühle erst in Angst und schlussendlich gewinnt er die Erkenntnis, dass er Rise nun mal einfach so liebt, wie er ist. Denn er und der Einhornork haben mehr gemeinsam, als er selbst und auch der Leser ahnt, eine unerwartete und überraschende Wendung, die einiges erklärt. Isaac erzählt uns seine Geschichte und nur durch ihn erfahren wir mehr über die Menschen und die Welt, so tauchen wir tiefer in seine Gedankenwelt ab und stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen sowie überraschenden Wendungen. Wir erleben durch ihn die Umgebung sehr intensiv, können uns ein genaues Bild von der Welt machen und erfahren nur durch ihn die Eigenschaften seiner Mitmenschen, die er lediglich sieht.

Auch wenn ich von Akira Arenth einen eher knackigen und doch humorvollen Schreibstil gewohnt bin, hat mir der hier vorhandene umfangreiche Schreibstil dennoch gut gefallen. Der Autor zaubert skurrile aber auch abenteuerliche Bilder vors innere Auge, die einen zum schmunzeln bringen aber auch zum träumen anregen, die einen gefangen nehmen und nicht mehr loslassen, auch wenn es teilweise schwer ist, den umfassenden Umschreibungen zu folgen. Mich faszinierten hier am meisten, die methaphorischen und neologistischen Wortschöpfungen, die mich auch in den anderen Büchern immer wieder begeistert haben. Man sollte einige Wörter oder auch vor allem Namen laut aussprechen, ich war mir nie sicher, ob ich lachen oder belustigt die Augen verdrehen sollte, weil vieles so stumpf und platt ist, dass es einfach nur noch lustig ist.
In diesem Buch beweist das Autorenduo wieder, dass selbst eine lustige und alberne Geschichte einen ernsten und nachdenklichen Kern enthält. Man muss ein bisschen hinter die Kulissen blicken und mal genau schauen, was die Geschichte und die Charaktere so ausmacht. Isaac kann zwar seinen Kollegen Raphael wegen seiner arroganten Art nicht leiden, doch er hat mehr mit ihm gemeinsam, als er ahnt. Auch er dreht vieles solange um, bis es seinen eigenen Zwecken dienlich ist, auch wenn seine Beweggründe ritterlich erscheinen. Außerdem auch wenn er dies nie direkt anspricht, scheint er auf der Suche nach sich selbst zu sein, wer genau ist er, denn scheinbar ist er sich nie wirklich sicher, was macht ihn aus, zu was ist er bestimmt? Zwar ist es hier nicht so präsent wie bei “Scheiß auf Ritter”, dennoch spielt es eine gewisse Rolle. Auch die Gesellschaft, die unserer auf gewisser Ebene ähnelt, wird hier kritisiert, Zugangsvorrausetzungen für Berufe wird hier ins Abstruse gezogen, dennoch spricht da ein gewisser Realismus heraus.  Zwar ist er nicht mehr ganz neuzeitlich, doch das zur Schau stellen von Absonderlichkeiten spielt hier eine prägende Rolle. Jeder sucht seinen Platz in seinem Leben und in dieser Welt und jeder sucht nach der wahren Liebe und muss hin und wieder darum kämpfen. Den Partner seinen Wünschen anpassen, anstatt ihn so hinzunehmen, wie er ist, all das lässt sich hier wiederfinden.

Uns erwartet hier eine umfangreiche, humorvolle aber auch zum Nachdenken anregende Geschichte, die mich ab der ersten Seite in ihren Bann gezogen hat.

Kritik:

Dieses Buch quillt über von humorischen Anspielungen und Veralberungen, sodass es dem ein oder anderen zu viel sein könnte. Es ist alles übertrieben dargestellt und vieles wird ins Lächerliche gezogen, was sogar sauer aufstoßen könnte. Vieles ist einfach zu übertrieben, sodass es beinahe schon ermüdend ist und man muss mit dem Humor generell einfach klarkommen. Man muss einfach selbst wissen, ob man so eine große Portion Witz und Parodie vertragen kann.

Man ist von Akira Arenth eher nicht so umschweifende Beschreibungen gewohnt und wenn man erfährt, woher diese Änderung kommt, ist es beinahe schade, dass man sich so sehr beeinflussen lässt, anstatt sich treu zu bleiben. Das Buch hätte um die Hälfte gekürzt werden können, denn so erscheint vieles langatmig und es ist schwer immer am Ball zu bleiben und sich gänzlich auf die Geschichte einzulassen, geschweige denn von dem Erzählten gefesselt zu sein.

Fazit:

“Isaac und der Einhornork” ist eine eher seichte Geschichte mit geringem abenteuerlichen Anteil im Gegensatz zu den vorigen Werken von Akira Arenth. Durch den umfangreichen und bildhaften Schreibstil voller Neuschöpfungen von Wörtern sowie witzigen und parodischen Umschreibungen zaubert einem der Autor einen Film vors innere Auge, bei dem man aus dem Lachen nicht mehr rauskommt, zumindest wenn man mit seiner Art von Humor klarkommt ;). Erzählt wird uns die Geschichte eines zuneigungsbedürftigen Einhornork – eine mehr als gegensätzliche Verbindung –  sowie einem tollpatschigen und ehrgeizen Zauberlehrling, der sich durch seine Ausbildung schlägt, wobei ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt werden und der sich genauso sehr ein Quentchen Liebe wünscht, wie sein auf ihn geprägtes Fabelwesen. Trotz reichhaltigem Humor lohnt sich ein Blick zwischen die Zeilen, denn auch hier finden wir mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Alles braucht seine Gesetze, auch die Magie und Isaac ist mittendrin und er muss nicht nur zu sich selbst finden, sondern auch zu dem stehen, was ihn letztendlich ausmacht und was er liebt. Hier geht es nicht um die große, epische Suche nach der großen Liebe, diese landet schon als grüner “Wicht” auf Isaacs Schoß,  hier geht es um das Ausbrechen aus beschränkenden und einengenden Denkweisen,  dem Bewusstwerden über sich selbst und darum etwas oder auch jemanden so zu nehmen, wie er ist und nicht denjenigen in etwas reinzwängen, geschweige denn verwandeln, was man sich wünscht.  Ein fantastisches Paralleluniversum, das unserem bis auf magische Kleinigkeiten zum verwechseln ähnlich erscheint. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall bis zum letzten Wort unterhalten und immer wieder zu Tränen gerührt, ob vor Lachen oder durch berührende Momente.

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