Ebook: 12,99 / Taschenbuch: 16,00
Seitenzahl: 476
Verlag: Heyne Verlag
Release: 11. April 2022
Genre: Romance, Fantasy, Humor, Contemporary
Klappentext:
Zitat:
“Wallace Price hasste es, wenn Menschen weinten.”
“Das Lächeln des Mannes wurde breiter, und der Haken in Wallace´ Brust fühlte sich an, als würde er glühen.”
“Er nahm Wallace´ Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn, als wäre es das Letzte, was er jemals tat. “
“Als Wallace ihn erreichte, nahm er ohne Zögern Hugos ausgestreckte Hand.”
Eigene Meinung:
Wallace Price, gnadenloser und erfolgreicher Anwalt kennt nur eins: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Alles hat zu funktionieren, wie die Rädchen in einer Uhr, funktioniert eins nichts reibungslos, wird es entlassen und ausgetauscht. Seine Kanzlei am Laufen zu halten, hat oberste Prorität. Da kommt der plötzliche Tod durch einen Herzinfakt natürlich ziemlich ungelegen. Er kann nicht tot sein, er muss arbeiten, ohne ihn läuft die Kanzlei nicht. Der Sensenmann bringt ihn zum Fährmann Hugo, der Wallace auf seine Reise zum Jenseits vorbereiten soll. Wallace benötigt Zeit, Zeit um noch Dinge zu klären, Zeit um zu merken, was wirklich Leben ist und Zeit um die Liebe zu finden.
Ich hatte “Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte” kaum durchgelesen, kam zum Glück schon direkt das nächste Buch von T.J. Klune auf deutsch heraus. Direkt am Veröffentlichungstag gekauft und kaum war es da, alles stehen und liegen gelassen und angefangen zu lesen. Es beginnt einfach schon herrlich. T.J. Klunes unverwechselsbarer Charme ist direkt wieder zu lesen, diese leichte Art zu schreiben und der Hauptcharakter, der Anwalt Wallace Price, einfach klasse. Allein diese erste Szene, in der wir ihn kennenlernen. Er ist anfangs kein wirklich netter Geselle. Das Leben anderer ist für ihn irrelevant, entweder sie tragen etwas zu seiner Firma bei und erlauben sich keine Fehler oder sie werden gnadenlos vor die Tür gesetzt. Natürlich ist er von sich und seiner Arbeit gänzlich überzeugt und als er bei seiner eigenen Beerdigung zusehen kann, denkt er natürlich, dass jeder ihn vermisst, was nun so gar nicht der Fall zu seien scheint, ganz im Gegenteil.
Der Anfang gestaltet sich ein wenig holprig, doch sobald Wallace seinen ersten Schritt in “Cherons Fähre” setzt, geht es richtig los. War es ihm anfangs noch nicht wirklich klar, so realisiert er allmählich, dass er wirklich tot ist, doch das kann einfach nicht sein, denn er hat noch so viel zu erledigen.
Der Fährmann Hugo ist dafür das genaue Gegenteil. Er ist beinahe selbstaufopfernd in seiner Aufgabe und steckt voller Selbstzweifel. Das was Arthur zu viel hat, hat Hugo zu wenig: Selbstbewusstsein und eine absolute Überzeugung von sich und dem was er macht. Er ist hilfsbereit und nimmt sich aufopfernd jeder Seele an, die ihren Weg zu ihm findet.
T. J. Klune füllt wieder Seiten mit einer überaus liebevoll erzählten Geschichte und kein Wort wirkt überflüssig. Mit viel Liebe zum Detail und einem einfühlsamen Umgang mit einem wirklich schwierigigen Themenkomplex rund um Tod, Verlust, Trauer, Angst, Zurückweisung aber auch Selbsterkenntnis.
Die Geschichte rund um Wallace zeigt, dass man das Leben auskosten sollte, dass man nicht lebt um zu arbeiten, dass man auch die kleinen Momente genießen sollte. Erst nach dem Tod, wird Wallace so vieles bewusst, erst nach dem Tod merkt er, was er alles falsch gemacht hat und dass er es doch nicht mehr ändern kann. Der Tod ist nicht das Ende und es war wirklich faszinierend zu lesen, wie sich Wallace Price nach und nach verändert, wie er dank Hugo lernt, wer er wirklich ist, wer er eigentlich immer sein wollte und wie er lernt, was es bedeutet zu lieben, Freunde zu haben und nicht nur an sich zu denken. Es ist schön zu erleben, wie er merkt, was wirklich alles in ihm steckt und wozu er, obwohl er tot ist, noch fähig ist.
Mei, Neslon und Apollo runden das Leben in dem Teeladen “Cherons Fähre” gelungen ab. Sie bringen Humor und Leben in den Teeladen und helfen Wallace ebenfalls dabei zu erkennen, wer er ist. Am meisten hat mich fasziniert, wie sich Klune vorstellt, was passiert, wenn man quasi ins Gras gebissen hat. Diese geheimnisvolle Tür im vierten Stock des Teeladens, die Konsequenz, wenn man als umherirrende Seele den Teeladen verlässt, das Wesen, das Hugo zum Fährmann und Mei zum Sensenmann auserkoren hat. Es war mal etwas völlig anderes mit doch mehr oder minder bekannten Elementen allein der Sensenmann. Weitere Nebencharaktere hauchen der Geschichte noch mehr “Leben” ein. Ob die schweigsame Nancy, die Cherons Fähre immer wieder besucht und man nicht weiß, warum Hugo zu ihr keinerlei Zugang hat, obwohl alle Gäste des Cafes mit Hugo gerne einen Plausch halten. Das scheinbare Medium, das sich selbst ins große Lampenlicht rückt und einfach nur ziemlich schräg ist. Auch wenn die Gescchichte nur in Cherons Fähre letztendlich spielt, bieten die Besucher und die Bewohner selbst viel Abwechslung. Allein die Auseinandersetzung von Wallace mit dem Tod war interessant mitzuverfolgen und wie er sich allmählich in die Rolle als Geist einfindet. Mal abgesehen davon ist Nelson, Hugos Großvater, unschlagbar darin, ein wenig Schwung in die Bude zu bringen und für den ein oder anderen Lacher zu sorgen und gleichzeitig zeigt er Wallace, was es bedeutet ein Geist zu sein und wozu man als dieser eigentlich alles fähig ist, ich sag nur Kleiderwechsel.
Ein Buch über das Leben nach dem Tod und der Erkenntnis, dass das Leben nicht nur nach Plan verläuft und dass vieles immer anders kommt als man denkt. Wallace Price nimmt uns auf eine außergewöhnliche Reise mit und ich kann nur empfehlen selbst einen Fuß in Cherons Fähre zu setzen, denn: “Beim ersten gemeinsamen Tee bist du ein Fremder. Beim zweiten gemeinsamen Tee bist du ein geehrter Gast. Beim dritten gemeinsamen Tee gehörst du zur Familie.
Fazit:
“Das unglaubliche Leben des Wallace Price”, eine Geschichte über einen mürrischen Anwalt, der für seine Arbeit lebt und erst im Tod erfährt, dass das Leben noch so viel mehr bieten kann. Wieder Mal ein Buch von T.J. Klune zum Zurücklehnen, Lesestunden genießen und Wohlfühlen. Betretet Cherons Fähre und lasst Hugo raten, welchen Tee ihr mögt. Wallace war auch nicht der Teetrinker, aber Hugo hat da ein Händchen für. Lernt Mei, Nelson und Apollo kennen und rätselt mit Wallace, was sich hinter der mysteriösen Tür befindet. Es ist ein Buch, bei dem man merkt, das es dem Autor am Herzen liegt und dass ihm das Thema wichtig ist und mit einer gewissen Sorgfalt und Einfühlungsvermögen behandelt. Trotz schwerer Themen bringt der Autor dennoch wieder einen gewissen Humor mit rein und man sollte nicht verpassen, wie ein selbsternanntes Medium Mei zur Weißglut bringt und wie Hugo mit viel Selbstaufopferung jedem Gast in seinem Laden, ob lebend oder nicht, den Wunsch von den Lippen abliest und für jeden ein offenes Ohr hat. Oh und ihr müsst unbedingt erleben, wie Nelson Wallace beibringt, seine Klamotten als Geist zu wechseln, zum totlachen (haha).