Ebook: 4,99 / Taschenbuch: 13,95
Seitenzahl: 562
Verlag: Traumtänzer Verlag
Release: 01. Oktober 2019
Genre: High-Fantasy, Sword & Sorcery
Klappentext:
»Die Götter meinten es nicht gut mit uns, denn es ist eine grausame Zeit, in die wir geboren wurden.«
In einem alten Krieg kämpft das Imperium gegen die Ash’Bahar und einen Fluch, der die Toten wiederauferstehen lässt. In diesen Wirren desertiert der Soldat Riagh, um in seiner von Untoten überrannten Heimat nach Anryn zu suchen – der Frau, der er versprochen wurde. Als er unterwegs versehentlich Nuzar das Leben rettet, will Riagh sich eigentlich nicht lange mit ihm beschäftigen, denn Nuzar ist einer jener Feuermagier, die an den Untoten schuld sind. Nur ist Nuzar niemand, den man so leicht vergessen könnte, und er weiß, wie der Fluch zu bannen ist. Aber solche Macht hat stets ihren Preis – und es ist an Riagh, ihn zu zahlen.
Sword & Sorcery in einer eisenzeitlichen Fantasywelt.
Zitat:
“In seinen Augen ergossen sich Lavaströme ins sturmumtoste Meer.”
“Und doch war Riagh, als würde im Zwielicht zwischen Traum und Wirklichkeit etwas in ihm jucken, wie eine Wunde, wenn sie heilte.”
“Als Nuzars Zunge sachte über seine Lippen leckte, so sanft um Einlass bat, ließ er es geschehen und die Zärtlichkeit brachte ihn beinahe um den Verstand.”
“Sie warteten einen Moment, ohne selbst zu wissen worauf, doch dann war es so weit und alles an diesem Ort, der Zeit und ihrem Kuss war falsch und unbegreiflich makelos.”
Eigene Meinung:
In einer Zeit in der das Imperium gegen die Ash’Bahar kämpft, um einen Fluch zu lösen, der Tote wieder auferstehen lässt, desertiert der Soldat Riagh , um in seiner Heimat nach der Frau zu suchen, der er versprochen wurde. Auf dem Weg dorthin trifft er auf Nuzar, dem er ungewollt das Leben rettet. Ausgerechnet Nuzar ist einer jener Feuermagier, die für den Fluch, der sich über das gesamte Land erstreckt, verantwortlich ist. Warum schafft es Riagh nicht, sich an Nuzar zu rächen und ihn umzubringen, obwohl er doch der verhasste Feind ist? Eventuell deswegen weil Nuzar so ganz anders ist, als Riagh dachte und weil es so schwer ist, von Nuzar wegzukommen, der mit seinem inneren Feuer Riaghs bisher kaltes Leben erwärmt. Die Ash’Bahar wollen mit dem Fluch den Krieg für sich entscheiden, doch Nuzar will diesen lösen und Riagh spielt eine entscheidende Rolle dabei.
33 verschiedene Bezeichnungen für den Regen, nur 33 Herzschläge und ein ganzes Leben ändert sich. Annette Juretzki kreiert eine ganz eigene Welt, erschafft diese mit einer schlichten Einfachheit, die durch ihre Gewaltigkeit überzeugt. Riaghs Welt braucht nichts spektakuläres, nichts außergewöhnliches um zu überzeugen. Eine Welt voller Verfluchte, Menschen, die nach dem Tod wieder auferstehen, als wandelnde Tote durch das Land streifen und jedes Leben versuchen auf ihre Seite zu holen. Wir begleiten den Desarteur Riagh, der in seine Heimat zurückkehrt, um nach Anryn zu suchen, die Frau, der er versprochen wurde. Carthal, ein Land, deren Bewohner 33 verschiedene Bezeichnung für Regen haben, jede Art von Regen hat seinen eigenen Mythos, seine eigenen Legenden und Geschichten, jeder Gott stellt eine Regenart dar. Man hatte, bis man dieses Buch in den Händen gehalten hat, keinen Schimmer, wie unterschiedlich es doch regnen kann und dass Regen nicht nur einfach Regen ist. Die Autorin erschafft ihre eigene Welt, mit ihrer eigenen Sprache, ihren eigenen Gesetzen und ihren eigenen Gegebenheiten.
Riagh, ein carthalischer Deserteur, der geflohen ist, um die Frau zu suchen, der er versprochen wurde, auf dessen Schultern die Schwere von Verlust in den Reihen der Feinde aber auch im eigenen Volk, sowie Nahestehenden und Geliebten lastet. Gebranndtmarkt und als Deserteur gekennzeichnet und somit für jeden ersichtlich, wer er ist, reist er durch das Land, auf der Suche nach Anryn. Er lässt sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen, bis er eines Tages einem scheinbar hilflosem Menschen vor streitlustigen Fischern rettet. Riaghs Wesenszüge, sein Bezug zu seiner Heimat und den Göttern, an die seine Heimat glaubt, erinnern mich an die nordische Kultur. Am meisten fasziniert haben mich die so vielen Sagen rund um den Regen, wie Riagh zu jedem eine Geschichte erzählen konnte, er wird nicht als Regen an sich bezeichnet, sondern Riagh erzählt uns, welcher Gott gerade präsent ist und sich den Menschen zeigt. Riagh an sich ist nichts weiter als eine leere, doch mit belastenden Schuldgefühlen beladene Hülle, die sich durch die Welt schleppt mit nur einem Ziel vor Augen. Er sieht sich selbst als Gefahr für seine Mitmenschen, da er meist impulsiv handelt und erst im Nachhinein bemerkt, was er angerichtet hat.
Nuzar, ein Ash´Bahar, ein Mann aus dem Volk, die den Fluch über das Land gebracht haben, befindet sich im carthalischem Land, aus einem Grund, den Riagh wohl nie vermutet hätte. Im Laufe ihrer gemeinsamen Reise fällt es Riagh auch nicht leicht, Vertrauen in diesen Mann zu fassen. Doch bei egal welcher Entscheidung, Nuzar lässt ihm immer die Wahl. Nuzar drückt sich meist poetisch und auch ein wenig in Rätseln aus, was manchmal sogar dem Leser Schwierigkeiten bereitet aus ihm schlau zu werden, was einen während des Lesens doch ins Stocken bringt. Dennoch würde man Nuzars Art sich zu geben und auszudrücken vermissen. Bei ihrer ersten Begegnung zeigt Nuzar keinerlei Angst, allerdings offenbart er Riagh auch nicht, dass er sehr wohl dessen Sprache versteht. Nuzar hat eine gewisse spielerische Art an sich, hat seinen ganz eigenen Charme und doch merkt man im Laufe der Geschichte, dass sich viel mehr hinter dessen Art oder gar Fassade verbirgt. Man hatte bei ihm jedoch niemals den Eindruck, dass er den Ernst der Lage nicht verstünde.
Die Autorin hat mit den beiden Charakteren die gängigen Gegenteile geschaffen, wobei man hier allerdings nicht müde wird, es zu lesen. Riaghs und Nuzars Reise ist so spannend und mitreißend verpackt, dass man das Buch nur schwer aus den Händen legen kann und man ist doch ein klein wenig missgestimmt, wenn man das Wörtchen Ende liest. Wasser und Feuer, Wüste und Regen, poetisch oder grob und direkt, all das vereint die Autorin in dieser Geschichte rund um den Feuer- und den Regentänzer. Noch nie war der Satz “Er ist ein Freund”, so mitreißend und bewegend, noch nie der Verlust und der Gewinn eines Geliebten so bewegend. Nuzar schafft etwas, was bisher niemand vollbracht hat, er schafft es, das Eis in Riagh zu schmelzen und einen reinigenden Regen zu erschaffen.
Eine fesselnde, bewegende aber auch düstere Geschichte, dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann.
Kritik:
Riagh und Nuzar sind zwei außergewöhnliche aber auch schwer zu fassende Charaktere. Riaghs Hauptantrieb scheint immer die Wut zu sein, für jeden Schritt vorwärts geht er zwei zurück und auch wenn ihm klar zu sein scheint, dass Nuzar eventuell doch wer besonderes ist, verbietet er es sich, mehr für ihn zu empfinden, da dieser ja sein Feind ist. Für den einen spannend, für den anderen eher ermüdend. Auch Nuzars Art ist gewöhnungsbedürftig , da er zwar sich zwar poetisch aber auch recht rätselhaft ausdrückt. Anfangs noch amüsant wird es mit der Zeit schwierig dem Charakter zu folgen und es ist schwer zu verstehen, was dieser genau ausdrücken möchten.
Fazit:
”Von Rache und Regen – Regentänzer“ ist ein wahnsinnig atmosphärischer, mitreißender und düsterer High-Fantasyroman mit eindrucksvollen und überzeugenden Protagonisten, die so gegensätzlich sind wie Regen und Feuer. Annette Juretzki erschafft eine ganz eigene Welt, mitteralterlichfantasy mit einem Hauch Zombie, Verfluchten um genau zu sein, hinter denen sich viel mehr verbirgt als eine plagende Seuche, die die Menschen ins Verderben zerrt. Riagh ein carthalischer, desertierter Soldat und Nuzar ein Ash’Bahar und Feuermagier, den es wie Riagh ins carthalische Land zieht um seine Ziele zu verfolgen, den Fluch zu lösen. Die beiden verbindet viel mehr, als beide anfangs ahnen. Reißerische Wortgefechte, Lügen und gegenseitiges Misstrauen, ganz langsam und sacht entwickelt sich daraus ein Band der Zuneigung und zögerlichem Vertrauen. Eine ungeplante Rettung, die kurz danach bereut wird, verändert das Leben zweier Menschen, die einen nicht nur steinigen sondern auch erschwerlichen Weg vor sich haben. Riagh ein Deserteur, der die Last vieler Verluste auf den Schultern trägt und Nuzar ein Ash´Bahar, der die Verantwortung der ganzen Welt mit sich trägt und Riagh mit in den Strudel aus Legenden und Hoffnung zieht, der am Ende viel verspricht und viel verlangt. Riagh wird vor eine Entscheidung gestellt, die so viel mehr Bedeutung mit sich trägt und bei der man noch nicht weiß, wie genau die Geschichte enden wird. Überaschende und spannende Wendungen begleiten einen während der Geschichte, sodass man, sobald man ahnt, wohin das Ganze führen wird, doch wieder auf einem ganz anderen Weg wandert. Ein ganz eigen erschaffte Welt, mit eigenen Mythen über 33 verschiedene Arten des Regens, Götter, die diese darstellen, eigene Gesetze und die weder was außergewöhnliches noch herausragendes benötigt und gerade durch diese schlichte Einfachheit überzeugt und den Leser an die Seiten fesselt.