5 Wölfe · Leseempfehlung · Rezension

“Der Artefakthändler: Quinns magische Reise” – EA Vianden

Ebook: 4,99 / Taschenbuch: 13,95

Seitenzahl: 321

Verlag: Selfpublished

Release: 31. August 2022

Genre: Romance, Urban Fantasy, Humor

Klappentext:

Quinn Quäkmann beerbt seinen Onkel Burkard, der im magischen Süden als Artefakthändler tätig war. Quinn kommt aus dem Norden, in dem es keine Magie gibt. Er verachtet alles, was nicht einer genormten Ordnung entspricht, womit die Magie definitiv eingeschlossen ist. Er möchte die Erbschaftsangelegenheiten im Süden möglichst schnell beenden und zurückkehren in sein beschauliches Leben. Immerhin liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass einem im Süden spontan lange rote Haare angehext werden. Oder die Füße wären plötzlich Rollschuhe. Man hat im Norden zumindest bereits von solchen Fällen gehört. Nicht auszudenken, wenn Quinn mehr mit der Magie zu tun bekäme als nötig.
Doch ein ehemaliger Rivale seines Onkels macht ihm dabei einen Strich durch die Rechnung. Zu seinem Entsetzen lernt er einige Magier sowie zahlreiche Werwesen kennen und muss sich schließlich dem Rivalen stellen. Er hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass ihm die Wesen beim magischen Kampf wie selbstverständlich zur Seite stehen.

Der Artefakthändler ist eine queere Urban-Fantasygeschichte mit einer ganz speziellen Art von Humor, die durch ihre feinsinnigen Momente besticht. Sie erzählt die Annäherung von zwei völlig unterschiedlichen Männern und deren Weltansichten.
Es darf sehr viel gelacht werden – mit und über die sympathischen und teilweise äußerst schrulligen Protagonist*innen – doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz.

Zitat:

“Vor dem Kamin  auf der rechten Seite lag ein ausgestopfter Fuchs wie hingemalt, eingerollt in seinen Schwanz.”
“Er konnte den neuen Finnegan nicht aus den Augen lassen.”
“Er war glücklich mit Finnegan, auch wenn ihre Beziehung jeden Monat drei Tage lang durch eine Freundschaft mit vielen Neckereien ersetzt wurde.”

Eigene Meinung:

Warum stapft eine aufgeregte Blume erböst in den Garten? Warum hat sich eine Gießkanne entschieden, nur eine bestimmte Sorte an Blumen zu gießen? Warum neigen Taxis dazu, sich während der Fahrt in U-Boote, Schiffe, Tandems und wer weiß noch alles zu verwandeln? Warum kann man mit einem Spielzeugbagger Gegenstände jeglicher Größe und Gewicht mühelos durch die Wohnung befördern? Warum ist ein Waschbärwandler mit berliner Dialekt in seiner tierischen Form dazu in der Lage, Magie in Artefakten zu erspüren, aber in seiner menschlichen Form ist er magisch begabt wie eine Kartoffel und arbeitet schlussendlich als Klempner? Die wohl simpelste und einfachste Antwort lautet Magie. Unberechenbare Magie, die mal zickig und ungehalten reagiert, doch wenn man sie freundlich verabschiedet und respektvoll behandelt, ist sie zahm wie ein Kätzchen.

In diesem Buch reist der gewissenhafte Buchhalter Quinn Quäkmann vom grauen, nicht-magischen Norden, in den vor Magie übersprudelnden Süden, um sich um das Erbe von seinem Onkel Burkard Beschaff zu kümmern und begegnet dabei Finn, dem liebenswerten Fuchswandler, der gemeinsam mit Quinns Onkel viele magische Artefakte geborgen hat. Er lässt sein beschauliches Leben der geordneten Zahlen und Rechnungen hinter sich und muss sich schon auf der Hinfahrt mit dem Aufsagen irgendwelcher Zahlenreihen, z.b. die Primzahlen bis 100 addiert, beruhigen. Die Züge verlieren im Süden ihre Schienen, sodass sie zu schweben scheinen. Doch dadurch gibt es keinen vorgesehenen Weg mehr, den es zu fahren gilt, sodass der Zug letztendlich mitten auf der Straße fährt und hält. Doch damit ist erst eine Hürde geschafft, Taxen, die sich spontan dazu entscheiden, sich in irgendwas zu verwandeln, ist ein weiteres Hindernis, das Quinn meistern muss, um endlich ans Ziel zu gelangen. Tja und dann fängt sein wunderlicher Aufenhalt im magischen Süden erst an. Eine blaue Kugel, die noch eine äußerst wichtige Rolle spielt, eine Vielzahl an absonderliche Artefakte mit skurilen Fähigkeiten, einige nützliche, einige sonderbar. Ein unfähiger Erzmagier, der mit einer dickköpfigen Vehemenz und dreistigkeit versucht an eins dieser besonderen Artefakte zu gelangen. Als wäre all das noch längst nicht genug, findet Quinn etwas über sich heraus, womit er im Leben nicht gerechnet hätte und was sein ganzes bisheriges Denken auf den Kopf stellt und nein es geht dabei nicht nur um den charmanten Fuchswandler Finn und dessen Sicht der Welt und Dinge.

Abgesehen von der magisch-verrückten Komponente, was hat die Geschichte rund um Quinn und Finn (allein dieser Namensgag), noch für mich ausgemacht? Ganz einfach, die vielen außergewöhnlichen, ja kuriosen aber auch bezaubernden und humorvollen Figuren, darunter auch Randy der Waschbärwandler. Wen man wahrlich auch nicht verpassen sollte, ist Sam, die wohl magisch begabteste Hexe im Süden, die allerdings noch drei weitere Schwestern hat, die alle ein wenig schräg sind. Selbst Quinns Gegenspieler Hildebar Hiep, seines Zeichens unbegabter Erzmagier und Artefakthändler, der direkt am ersten Tag auftaucht, um Quinn auf unverschämte Art das ein oder andere Artefakt abzuquatschen. Er ist ein hinterhältiger Gauner, dem jedes Mittel recht ist um an sein Ziel zu gelangen. Doch jeder Charakter bringt seinen eigenen Charme und Witz mit in die Geschichte, gut bei Hildebar ist es eher unbändiger Hass und völliges Unverständnis ihm gegenüber. Aber dennoch sie machen die Geschichte lebendig und humorvoll. Allein Quinn mit seiner beinahe schrulligen Art sich mit Zahlen zu beruhigen, Finnegans unverwechselbarer Charme und wie sie beide gegenseitig ihr Leben auf die ein oder andere Art bereichern.

EA Vianden hat eine zauberhafte, vielfältige, bunte, wenn auch ein wenig skurile Welt erschaffen, in der die Menschen bunte und ausgeflippte Kleidung tragen, wieslige und hinterlistige Ermagier einfach alles tun, um ein bestimmtes Artefakt in die Hände zu bekommen, in der Züge sich unwillkürlich entscheiden, woanders zu halten als am vorgesehenem Bahnhof, also gerne auch mal mitten in der Stadt und es hört nicht auf mit den wunderlichen Dingen. Wütende Blumen, die trotzig in den Garten stapfen und sich dort selbst einbuddeln, ein Teetasse, die als Telefon genutzt wird, ach lest es selbst. Quinn ist auf jeden Fall ziemlich überfordert und doch fängt er langsam, ganz langsam, an, sich dort in diesem absonderlichem Süden wohl zu fühlen.

Der Autor legt ein gelungenes Fantasybuch (Debüt für mich) vor mit einem flüssigem Schreibstil, wodurch sich das Buch mit einem Rutsch wunderbar lesen lässt. Die Geschichte hat ihren ganz eigenen Humor, der für viele Schmunzler und einige Lacher sorgt, doch ich hab auch mitgefiebert und wollte den fiesen Hildebar selbst in die Pfanne schlagen. Als Quinn den Süden wieder verlässt, wird es auch ein wenig rührselig. Es braucht keinen epischen Helden, lediglich einen peniblen Buchhalter, der über sich selbst hinauswächst. Es stellt sich zwar heraus, dass Quinn noch so viel mehr kann, als nur Zahlen hin und her zu schubsen, doch er ist nicht der Superheld, der mit perfektem Können auf die Erde gefallen ist, er lernt… am Anfang als auch am Ende und vor allem über sich selbst. Mit Quinn und Finn prallen Ansichten aufeinander, die gerade Quinn, vieles, gerade sein eigenes Leben, überdenken lassen.

Mir hat es auf jeden Fall unglaublichen Spaß gemacht, Quinn auf seiner Reise und bei seinem “Ankommen” zu begleiten und ich bin schon sehr gespannt auf das hoffentlich nächste Buch des Autors. Ich würde mich ja gerne nochmal in den Süden reisen.

Fazit:

“Der Artefakthändler: Quinns magische Reise” eine aufregende und turbulente Reise vom tristen Norden in den magischen Süden. Nun weiß ich endlich, warum Quinn Qäkmann einen Rettungsring in seinem Notfall-Pack dabei hat, über die Quietscheente bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, vielleicht als Spielzeug?! Vom unmagischen Norden in den magischen Süden, eine Reise voller Wunder, seltsamer Begebenheiten, der ein oder anderen interessanten und verändernden Begegnung. Mit viel Humor und Gefühl erzählt der Autor eine Geschichte über einen Buchhalter, der sich lieber mit Zahlen und Rechnungen auseinandersetzt als mit einer zickigen Blume, die Magie ist ihm wirklich sehr suspekt und ein Fuchswandler, der anfangs für eine Art Plüschtier gehalten wurde und sich dann als charmanter Geselle entpuppt. Zwei Welten prallen aufeinander und ergeben einen bunten, wundersamen Mix aus Zauber, sonderlichen Artefakten, einem untalentierten Erzmagier, einem Waschbärwandler mit berliner Dialekt und der wohl begabtesten Hexe des Südens. Wer Geschichten mit Magie und einer guten Portion Humor mag, sollte sich Quinn und Finn nicht entgehen lassen.

Klappentext & Zitat: © EA Vianden
Cover: © Martin Gancarczyk unter Verwendung von Adobe Stock Lizenzen
Bild: © Yuuras bunte Bücherwelt

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