Ebook: 4,99 / Taschenbuch: 9,99
Seitenzahl: 200
Verlag: Selfpublished
Release: 29. Oktober 2019
Genre: Romance, Drama, Contemporary
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar bekommen, wofür ich mich nochmal ganz herzlich bedanken möchte, laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag unter “Werbung”.
Klappentext:
Dies ist Band 3 der Story-Bashing Anthologie. Einem Gemeinschaftsprojekt dreier Autoren, die jeweils eine Geschichte begonnen und eine andere beendet haben. Mehr dazu im Vorwort!
Titel: Sturm im Wasserglas, Print 200 Seiten
In einer beschaulichen Kleinstadt verwüstet ein Wirbelsturm eine ganze Siedlung, in der viele Angestellte der Firma wohnen, in welcher auch Raban arbeitet. Ausgerechnet er, der gefühlskalte, arrogante Geschäftsmann, der noch nie in seinem Leben etwas Wohltätiges getan hat, wird mit der Koordination einer Hilfsaktion für die betroffenen Mitarbeiter beauftragt. Er nimmt die Herausforderung an, aber auch nur, weil bei der ganzen Sache der lang ersehnte Karrieresprung am Ende stehen könnte. Leider muss er dabei auch mit dem offen schwulen Kolja zusammenarbeiten, dessen Haus ebenfalls zerstört wurde. Für den homophoben Emporkömmling eine Zumutung. Mit der Zeit lernt Raban ihn jedoch besser kennen und entdeckt durch seinen Kollegen Seiten an sich, die ihn selbst überraschen. Irgendwann nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und Raban, der nie Gegenwind spüren musste, lernt auf dem harten Weg, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich alle gegen einen sind.
Zitat:
“Unmöglich in dem Sinne, dass der Kerl so verflucht gut aussah.”
“Als sich plötzlich weiche Lippen auf seine legten, wäre Raban beinahe vor Sehnsucht in die Knie gegangen.”
“Endlich, endlich war das nebulöse Monster des Unbekannten überwunden und sie konnten letzten Endes doch noch positiv der Zukunft entgegen sehen, was auch immer diese bereithalten mochte.”
Eigene Meinung:
Raban Kuntzberg, ein arrogantes und gefühlskaltes A… ein durchtriebener Geschäftsmann und homophober Egoist und ausgerechnet er soll die Koordination einer Hilfsaktion leiten, die sich mit den betroffenen Mitarbeitern befasst, die durch einen Sturm all ihre Besitztümer verloren hatten. Er nimmt die Herausfiorderung an, zumal sie eine Möglichkeit ist einen großen Sprung auf der Karriereleiter zu machen. Allerdings ist unter den Betroffenen auch Kolja, ein offen schwuler Mitarbeiter, der Letzte mit dem Raban zu tun haben wollte. Doch umso mehr er Kolja kennen lernt, umso mehr geschieht da zwischen ihnen etwas, was Raban nicht erklären kann.
Story-Bashing, das Füttern von längst vergessenen Geschichtenzombies. Wie genau kann man sich das vorstellen und ist das überhaupt möglich, dass ein Autor die Geschichte eines anderen zuende führt? Nach dem Beenden meines ersten Buches der Reihe bin ich der Meinung: ja. Als ich das erste Mal von dem Projekt gehört habe, war ich wirklich sehr gespannt auf die Ergebnisse und es ist wirklich eine schöne Idee, angefangene Geschichten, die vielleicht nie das Licht der Welt erblickt hätten, eine zweite Chance zu geben und einem anderen Autor freie Hand zu lassen, damit die Geschichte doch noch ein Ende findet und wir Leser daran teilhaben können.
Von jedem der drei Autoren habe ich schon ein paar Geschichten gelesen und habe somit ihre Art zu schreiben kennen gelernt. Umso gespannter war ich, wie die doch recht unterschiedlichen Schreibstile miteinander harmonieren, ob sie überhaupt zusammen passen.
Ashan Delon übernimmt den ersten Part und erzählt uns Rabans Geschichte, der ziemlich egoistisch und eingebildet ist, dem das Leben seiner Mitmenschen an seinem Allerwertesten vorbeigehen. Er ist anfangs wirklich unausstehlich, sammelt keinerlei Sympathiepunkte und sieht alle Menschen, die weniger verdienen als er, als Fußvolk an. Dass Menschen durch einen Sturm ihr Zuhause verloren haben, ist ihre eigene Schuld und es scherrt ihn einen Dreck, was aus ihnen wird. Doch umso mehr man ihn kennen lernt, umso mehr blickt man hinter diese Fassade. Sobald er nach seinem Feierabend in sein leeres Haus kommt, überkommt ihn eine innere Kühle und Leere und er wünscht sich eigentlich nichts sehnlicher als ein warmes Heim. Durch Kolja erfährt er etwas neues und aufregendes, plötzlich spürt er wieder Dinge, die er vorher sehnlichst vermisst hatte. Detailliert und ergreifend beschreibt die Autorin das langsame Auftauen seitens Raban, seine Verwirrung über seine seltsamen neuen Gefühle und die doch aufkeimende Sehnsucht nach mehr Wärme und Geborgenheit. Allerdings empfand ich den Wandel als zu plötzlich, mit einem Mal waren Rabans Empfindungen da, mir fehlte ein wenig die Tiefe und der entscheidende Moment war nicht vorhanden.
Auch seitens Kolja ging vieles viel zu schnell. Er hatte wohl schon einige Erfahrungen damit gemacht, sich in die falschen Männer zu verlieben, doch recht schnell lässt er sich auf Raban ein, obwohl er doch ganz genau weiß, wie der eingebildete Geschäftsmann vorher getickt hatte. Die anfänglichen Zweifel verfliegen rasch. Eventuell liegt es auch daran, dass mitten in Sätzen recht viele Zeitsprünge geschehen, sodass die Zeit an dem Leser vorbei geht, ohne dass deutlich gemacht wird, was in der Zeit geschehen ist. Dennoch ist Kolja ein sehr sympathischer Charakter, der zumindest zum Anfang hin sehr misstrauisch gegenüber Raban war, was ja auch verständlich ist.
Akira Arenth hat es im zweiten Part wirklich geschickt gemacht. Anstatt aus Rabans Sicht weiter zu erzählen, erleben wir den Rest der Geschichte aus Koljas Sicht. Durch den Wechsel der Charaktere fällt der unterschiedliche Schreibstil nicht auf. Der freche und direkte Schreibstil des Autors passt unglaublich gut zu Kolja, weil man ihn sich grob so vorgestellt hat. Mir fehlte hier ein wenig mehr Rückblick, dieser wurde hier kurz und knapp zusammengefasst und auch nur darüber, was Kolja in der letzten Zeit getan hat und nicht, wie er über das Ganze bezüglich Raban denkt. Koljas Part war so kurz, dass man Schwierigkeiten hatte, den Charakter wirklich zu greifen. Die Geschichte läuft auch nicht aus, sondern endet recht abrupt. Ich hatte das Gefühl, dass einige Dinge ungeklärt blieben. Mir hat die Idee für das Ende der Geschichte trotzdem gut gefallen und macht auch Sinn. Es ist weder unlogisch, noch wirkt es an den Haaren herbeigezogen.
Mich interessiert tatsächlich im Nachhinein wie sich die Autorin das Ende eigentlich vorgestellt hat. Dennoch finde ich es eine wirklich gelungene und emotionale Geschichte mit einem würdigen Ende.
Kritik:
Kaum war man einmal in der Geschichte drin, war sie leider auch schon vorbei. Die Zeit in der Geschichte fliegt nur so vorbei und mehrere Zeitsprünge geschehen innerhalb weniger Sätze. Dadurch sind einige Entscheidungen und Gedanken, sowie aufkommende Gefühle nicht nachvollziehbar und greifbar. Besonders Koljas Entwicklung war nicht immer direkt verständlich, da man ihn zweifelnd, misstrauisch und abgeneigt gegenüber Raban kennen gelernt hat, was innerhalb kürzester Zeit verschwunden war. Kolja hat einige schlechte Erfahrungen mit Heteromännern gemacht, doch bei Raban, verfliegt die Unsicherheit recht schnell.
Auch wirkt die Geschichte zum Ende hin recht schnell abgehandelt und endet abrupt. Koljas Gedanken und Gefühle kommen recht kurz und sind nicht ganz nachvollziehbar. Auch bekommt man von ihm keinen Rückblick in Hinsicht seiner Gefühle und Gedanken, die er sich so über Raban und sich gemacht hat, es wird recht kurz abgehandelt und es geht viel mehr darum, was er getan hat.
Fazit:
“Sturm im Wasserglas” ist der dritte Teil der Story-Bashing Anthologie, der von Ashan Delon begonnen und von Akira Arenth zuende gebracht wird. Eine Geschichte über einen eingebildeten, homophoben Geschäftsmann, der durch eine Hilfsorganisation für die Opfer des Sturm mit seinem schwulen Arbeitskollegen in Kontakt kommt, was er vorher versucht hatte ständig zu vermeiden. Doch genau durch diesen erfährt Raban, was er sich in all der Zeit gewünscht hat, dass er nicht in ein leeres, kaltes Heim kommen will, sondern dass durch die Anwesenheit einer bestimmten Person, sich wieder wie Zuhause fühlt. Er hat plötzluch Gefühle, die er nicht einordnen kann und die ihn immer nur dann überfallen, wenn Kolja in seiner Nähe ist. Was ist nur los mit ihm? Ich hätte die beiden gerne noch viel länger begleitet, viel zu schnell endet die Geschichte. Raban und Kolja zu begleiten war ein Wechselbad der Gefühle, Misstrauen, Verzweiflung, Verwirrung und Verliebtsein. Intime Momente voller zweifelnder Gedanken und doch übersprudelnden Gefühlen, die den Verstand vernebeln und alle Vernunft beiseite schieben. Während der erste Part aus Rabans Sicht geschrieben ist, übernimmt Akira Arenth im zweiten Part Kolja. Mit Raban erleben wir besonders die emotionalen Momenten, da er diesbezüglich einen großen Wandel vollführt. Kolja beschehrt uns zum Abschluss noch viele Schmunzler und ein Happy End fürs Herz. Ich habe mit den beiden auf jeden Fall sehr mitgefiebert und habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Das Projekt Story-Bashing ist zum einen sehr interessant und ist den Autoren bei diesem Werk definitiv geglückt. Ich bin auf die nächsten Bände schon sehr gespannt.