Ebook: 5,49 / Taschenbuch: 14,99
Seitenzahl: 466
Verlag: Selfpublished
Release: 17. Dezember 2017
Genre: Romance, Humor, Coming-of-age, Contemporary,
Klappentext:
Der letzte Winter – diesmal in Überlänge!
Zwei ältere Brüder zu haben ist hart. Vor allem, wenn man Josh Winter heißt, beide Brüder schwul sind und einem deshalb alle unterstellen, auch schwul zu sein. Dabei ist Josh doch in Anna verliebt! Anna, die sich leider nur für den Neuen in Joshs Klasse interessiert.
Lucian ist alles, was Josh nicht ist: wunderschön, cool, aus der Großstadt, in einer Band … und von einem düsteren Geheimnis umgeben. Irgendwie muss Josh ihn doch ausstechen können, oder? Selbst ein kindischer Chaot wie er muss in irgendetwas besser sein als dieser arrogante, viel zu attraktive Kerl, der selbstverständlich überhaupt keine kribbligen Gefühle in Josh weckt. Er steht ja nicht auf Männer. Überhaupt nicht.
Aber was ist mit Lucian?
Enthält: Kröten, kreative Maltechniken, Missverständnisse, Männererotik und die langsamste Liebesgeschichte von ganz Ebernau.
Zitat:
“Wieder dieses unverschämte, schräge Grinsen. Weiße Zähne. Schwarze Augen. Wie ein Hai, dachte Josh trübselig.”
“Sein Puls hämmerte in seinen Ohren, sein Kopf wurde heiß und … weiche Lippen legten sich auf seinen Mund.”
“Dann legte er die Wange an Lucians und ließ sich einfach treiben.”
Eigene Meinung:
Wenn ich mal ein Buch für zwischendurch, zum Abschalten und entspannen brauche, greife ich meistens zu einer Geschichte aus der Feder von Regina Mars. Locker leichter Schreibstil, ein unverwechselbarer Humor und so viele Emotionen. Verrückte, skurile Augenblicke. Tollpatschige aber auch liebenswerte Charaktere. Hier ist mal wieder so eine Geschichte.
Kurz vorweg, mir ist viel zu spät aufgefallen, dass ich den letzten Band der Ebernau-Reihe lese, überhaupt einen Band einer Reihe. Die anderen Bände habe ich zwar auch im Regal stehen aber noch nicht gelesen. Das stört allerdings gar nicht. Man kann ohne irgendwelche Verständnisschwierigkeiten die Bände in beliebiger Reihenfolge lesen, obwohl es natürlich schöner ist, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn Wiedersehen macht bekanntlich Freude. Ich hab auf jeden Fall richtig Lust bekommen, die Geschichten der anderen Winter-Geschwister auch noch direkt zu lesen. Shirley ist ein wenig eigen aber ich mochte sie wirklich unglaublich gerne, weil sie immer ein offenes Ohr für ihren Zwilling Josh hatte und immer auf seiner Seite war. Marc ist etwas schräg und liebt es, seinen kleinen Bruder aufzuziehen, während Nils mit Henry seine Hochzeit plant.
Familie Winter ist ein herzlicher chaotischer Haufen. Doch während seine Geschwister nun langsam alle erwachsen werden, weiß Josh noch nicht mal, was er nach seinem Abschluss machen will, außerdem hat er ständig nur Unsinn im Kopf. Und dann ist da noch das Problem, dass alle denken, Josh sei schwul, nur weil seine beiden Brüder einen festen Freund haben. Aber er steht doch auf Anna, die nichts mit ihm anfangen will, weil er ja eh auf Männer steht. Als ein Neuer in Joshs Klasse kommt, ist noch mehr Chaos vorprogrammiert, denn nicht nur, dass sich Anna in diesen verliebt, nein Lucian ist auch noch alles, was Josh nicht ist, wunderschön, cool, in einer Band, und bei allen beliebt, selbst dann als herauskommt, dass er auf Männer steht.
“Winterchaot'” was ein passender Titel. Denn Josh ist wirklich ein ziemlicher Chaot. Ein absolut liebenswerter, der gerne Kröten zeichnet und ein begabter Künstler ist. Lucian hingegen wirkt immer cool und unnahbar, nichts scheint ihn aus der Ruhe zu bringen. Aber ist dem wirklich so? Nach anfänglichen Missverständnissen, entsteht langsam aber allmählich eine intensive Freundschaft zwischen beiden. Sie lernen den jeweils Anderen von jeglich erdenklicher Seite kennen, erfahren die intimsten Geheimnisse und sind immer füreinander da. Eine richtige Slow-Burn-Romance, was aber unglaublich gut zu den beiden passt. Sie geben sich anfangs das Versprechen, sich nicht in den Anderen zu verlieben, nun leichter gesagt als getan. Dadurch kommt es zu einigen komplizierten Momenten und als sie auch noch anfangen zu “üben”, läuft alles aus dem Ruder. Ich war mir anfangs nicht sicher, was mich genau alles erwartet bei der ungewöhnlichen Dicke eines Romans der Autorin. Ich hatte sogar ein wenig die Befürchtung, dass es langatmig und langweilig wird. Himmel hab ich mich getäuscht. Die beiden Knallfrösche brauchen einfach ihre Zeit, vor allem Josh, der einfach keine Gefühle für Lucian zulassen will, weil dann ja alle aus seinem Umfeld Recht haben und das kann er nicht akzeptieren.
Ohne es zu überdramatisieren, lässt die Autorin ihre beiden Protagonisten sich mit dem Erwachsenwerden auseinander setzen. Lucian stellt sich den “Dämonen” seiner Vergangenheit mit Hilfe von Josh natürlich und Josh lernt allmählich, dass es ihm egal ist, was die Anderen über ihn denken und dass er keine Lust mehr hat, die Schikanen seiner Mitschüler länger zu akzeptieren. Josh steht bei sich selbst auf der langen Leitung, während er allerdings bei Lucian genau weiß, was zu tun ist, damit dieser glücklich werden kann und lernt wieder zu vertrauen. Die beiden sind wirklich süß und ergänzen sich perfekt. Als sie auch noch anfangen nun zu “üben”, damit Lucian nicht ganz so unerfahren ist, wenn er einen potenziellen Liebhaber trifft, ich weiß nicht genau, wie ich das erklären soll, aber diese Momente waren so unfassbar schön. Liebevoll, zärtlich und auch etwas tollpatschig kommen sich die beiden immer näher.
Eine wirklich emotionale, lustige aber auch ernste Geschichte, deren restliches Dreiviertel ich innerhalb einer Nacht durchgelesen habe, verdammt haben mich die beiden an die Seiten gefesselt. Ach ja ich hab jetzt übrigens schon die Geschichte von Nils und Henrik angefangen.
Fazit:
“Winterchaot” muss man einfach lesen. Lucian und Josh sind zwei liebenswerte Chaoten, die zwar anfangs einige Startschwierigkeiten miteinander haben, doch ganz langsam wird aus Freundschaft Liebe. Und das auf so ulkige aber auch emotionale Weise, also mich hat es eine Nacht komplett an die Seiten gefesselt und das sind ja wirklich nicht wenige. Wer die Ebernau-Reihe schon kennt, findet hier hoffentlich ein gelungenes (Happy) Ende für alle. Wer es noch gar nicht kennt, so viel kann ich sagen, dieser Band lässt sich wunderbar ohne Vorkenntnisse der anderen Teile lesen. Ihr findet hier auf jeden Fall den typischen Regina-Mars-Charme mit einer gehörigen Portion Gefühl. Was ich übrigens am meisten mochte, war Josh als Künstler, mit seinem Spleen Kröten zu zeichnen und wie er Lucian verewigt. Er ist mir mit seiner tollpatschigen Art echt ans Herz gewachsen. Zum Ende hin gab es übrigens einen kurzen Moment, an dem ich die Luft angehalten habe und mir echt Tränen verkneifen musste. Ach irgendwie hat diese Geschichte einfach alles, ich glaube, bisher gab es noch kein Buch der Autorin, das mich nicht überzeugen konnte.